Rückblick in die 80er: Wie es Herr und Frau Müller schafften das Schweizer Fernsehen blosszustellen.2 min read
Reading Time: 2 minutesEin Rückblick auf einen der grössten Schweizer TV-Skandale der Geschichte.
Angst vor No-Billag? Relax, das Schweizer Fernsehen hat schon viel schwierigere Herausforderungen gemeistert.
Man schreibt das Jahr 1980. Gerade hat der Zürcher Stadtrat eine Rennovation für das Zürcher Opernhaus in Höhe von 60 Millionen Franken genehmigt.
Gleichzeitig wird die Forderung nach einem Autonomen Jugendzentrum (AJZ) vom Stadtrat abgelehnt. Die Wut unter den Jugendlichen kocht.
Als Folge des Unmutes entstehen Proteste gegen die monotone Unterstützung der etablierten Kultur. Die Forderungen nach einem AJZ werden lauter. Die Ausschreitungen zwischen den Jugendlichen und der Polizei werden zunehmend gewalttätiger und nehmen zum Teil kriegsähnliche Zustände an.
Am 28 Juni 1980 wurde das AJZ trotz der vorherigen Ablehnung durch den Stadtrat eröffnet. Dies konnte aber zu keiner Beruhigung der Lage führen.
Zum Höhepunkt der Gewalt am 15 Juli 1980 lud das Schweizer Fernsehen anlässlich einer Sondersendung die verschiedenen Vertreter der Konfliktparteien zu einer Diskussionsrunde in die Talkshow CH – Magazin ein.
Das Thema der Runde war die Frage, ob die Polizeigewalt gegenüber den jugendlichen Demonstranten gerechtfertigt war und wie es in der Zukunft weitergehen soll.
Mit von der Partie waren auch zwei Vertreter der Zürcher Jugendbewegung, Herr und Frau Müller. Angezogen wie Herr und Frau Schweizer, repräsentierten die beiden Jugendlichen genau das biedere konservative Bild, gegen das auf der Strasse demonstriert wurde. Anstatt die Jugend zu vertreten und sich auf eine Diskussion einzulassen, drehte das Aktivistenpaar den Spiess um und liess die führenden Vertreter von Politik und Polizei auf eine genial dreiste Weise ins Leere laufen.
Anstelle einer Kritik gegen die Polizeigewalt, forderten die Müllers massiv drastischere Massnahmen gegen die Demonstranten. Anstatt mit Gummigeschossen und Tränengas, sollte die Polizei in Zukunft doch lieber zu Napalm und Salzsäure greifen. Unbewilligte Demonstrationen sollten nicht nur aufgelöst werden, nein, für dessen Teilnehmer müsse man die Todesstrafe verhängen. Darüber hinaus war Herr Müller der Ansicht, dass der Polizeieinsatz nicht mehr lange ausreichen würde. So sagte er:„Was wir heute brauchen ist die Armee. Ohne Armee können wir diese Jugendbewegung nicht mehr bewältigen, und dann steht morgen die Revolution vor der Tür und dann habt ihr den Dreck.“
Wie der weitere Verlauf der Sendung verlief, kann man sich etwa vorstellen. Die 47-minütige Sendung ist eine wilde Mischung aus ironischen Aussagen, verdutzten und aufgebrachten Politikern und einem Moderator, welcher die Welt nicht mehr verstand.
Das ganze Video könnt ihr hier auf dem SRF Player anschauen.
Viel Vergnügen!