Wenn es der Musik etwas an Feuer fehlt: Kurt Vile im X-Tra Zürich4 min read
Reading Time: 3 minutesDer 38-jährige Kurt Vile aus Philadephia spielte am vergangenen Samstag im X-Tra Zürich. Mit geschlossenen Balkonen war der dunkle, grosse Raum gefüllt mit Menschen, die sich auf die Präsentation des neuen Albums von Vile freuten. Die Stimmung war aussergewöhnlich und entspannt.
Am Samstagabend trat er auf die Bühne – der Sänger und Gitarrist Kurt Vile. Er war früher Mitglied und Mitbegründer der Indie-Rock-Band The War On Drugs, worauf er aber während des Interviews vor dem Konzert nicht allzu stolz zu sein schien. Ganz allgemein scheint Vile eine ziemlich interessante Person zu sein. Zumindest wenn man sich genug mit ihm auseinandersetzt.
Auf der Bühne war er aber offener. Die Musik kam bei den Menschen gut an und zusammen mit The Violators, der Band, die ihn auf Tour unterstützt, strahlte die Musik eine freundliche Stimmung aus. Es gab mehrere Zugaben und lange Applauspartien. Trotzdem fehlte auf den ersten Blick das Feuer. Das Feuer der Musik oder das Feuer in Kurt Vile selbst. Der Künstler schien sich fast schon auf der Bühne verstecken zu wollen. Vermutlich mag er seine Musik lieber als das Publikum.
Dennoch konnte er mit seinem speziellen Sound, der eine Mischung aus altem Folk und klassischem Rock darstellte, und seinen knappen Ansagen, das Publikum anpeilen und mitziehen. Und obwohl es keinen wirklichen Höhepunkt gab, blieb das Konzert noch einige Zeit in den Ohren. Die Lieder können einen durchaus in einen speziellen Zustand bringen und laden zum verweilen ein. Der Genuss gehörte aber vorwiegend den Ohren. Kurt Vile ist eben ein Musiker und kein leidenschaftlicher Performer.
Kurt Vile im Interview
Jan Rucki: Am 12. Oktober hast du dein neues Album «Bottle It In» veröffentlicht. Wessen Reaktion war für dich die wichtigste?
Kurt Vile: Ich habe viele Fans, deswegen denke ich, dass sie am meisten aufgeregt waren. Ich sehe auch durch Kommentare, dass sie sich über mein Album freuen. Von Reviews halte ich nicht viel. Aber ich weiss dass es ein gutes Album ist und auch dass es mein bestes ist. Es ist vielleicht nicht Pop-orientiert, aber ich bin davon begeistert!
Ist durch dein neues Album ein neues Live-Highlight entstanden?
Sorry jetzt habe ich meinen Mund mit Schokolade gefüllt. Ehm, es gibt verschiedene Highlights. Die Leute scheinen Bassackwards sehr zu mögen. Wakin On A Pretty Day ist auch immer ein Highlight.
Woraus besteht denn für dich ein Highlight?
Nein, das sind einfach Songs die rocken. Bassackwards ist einfach hypnotisierend.
Magst du es, wenn man dich mit Bruce Springsteen vergleicht?
Das ist mir egal. Leute vergleichen dich komplett willkürlich mit jemandem und das geschieht nur weil wir ein Lied von ihm covern.
Denkst du also, dass man Musiker nicht miteinander vergleichen sollte?
Nö (schmatzt), das ist okay.
(Schmunzelt), Okay. Es gibt viele Künstler, die einst in einer Band gespielt haben – genau so wie du Mitbegründer von The War On Drugs warst – und sich dann für ein Solo-Projekt entschieden haben. Meinst du, dass es dafür einen Grund geben könnte?
Also ich war schon immer ein Solo-Künstler. Bei The War On Drugs war ich nur involviert, das war nicht meine erste Band. Also hatte ich schon immer Solo-Projekte.
Denkst du aber dass es einen Grund gibt, weshalb sich viele Künstler, die in einer Band gespielt haben, früher oder später für ein Solo-Projekt entscheiden?
Ich habe keine Anhnung. Aber eben, ich war schon immer Solo. Ich war vorher solo und bin jetzt solo. The War On Drugs war nicht mal wirklich meine Band. Es war die Band meiner Freunde.
Alles klar. In 2017 hast du mit Courtney Barnett kollaboriert. Wie kam das?
Weil ich sie liebe.
Als Person oder ihre Musik?
Ich liebe sie als Person und ich liebe ihre Musik. Ich habe sie auch schon davor kennengelernt und habe dann ihren neuen Song gehört, den ich fantastisch gefunden habe. Anschliessend wollte ich unbedingt mit ihr einen Song machen. Aber ich habe schon mit vielen Menschen zusammengearbeitet. Irgendwie wurde das mit Courtney dann ein organisiertes Projekt, nur schon weil das Label einen Song rausbringen wollte.
Wie wichtig sind für dich The Violators?
Wie wichtig sie sind? Naja, sie sind halt wichtig um auf Tour sein zu können. Im Studio bin ich zwar nicht immer mit ihnen, aber es ist halt meine einzige wirkliche Band, in der jeder seine existenzielle Rolle hat. Es geht nicht nur darum, die Instrumente zu spielen, sondern sie haben auch alle ihre eigenen nerdigen Qualitäten, wie das Bearbeiten von Songs oder das Bauen von Verstärkern. Aber ja, sie sind wichtig, um das alles zu überstehen.
Wenn wir von Konzerten sprechen: Was erwartest du von deinen Gigs?
Ich probiere nicht zu viel zu erwarten, sonst wird es langweilig. Es sollte jeden Abend etwas Spezielles werden.
Wie stellst du dir den heutigen Abend vor?
Ich erwarte nichts. Ich will nur dass die Leute aus sich heraus kommen und es mögen. Aber ich erwarte nichts.
Hast du ein Ritual, das du vor einem Konzert durchführst?
Ich singe zu Musik, zwar nicht in letzter Zeit, aber ich mag das. Wir hören auch immer Ramones nach den Konzerten, ich war schon immer fasziniert von ihnen. Sie sind meine Lieblingsband. Ich bin besessen von ihnen.
Danke für deine Zeit.
Text, Bild & Interview: Jan Rucki