Meditation und Eskalation – Kikagaku Moyo in Bad Bonn5 min read
Reading Time: 3 minutesIn Düdingen angekommen, stellt sich erstens Mal die Frage wohin wir gehen sollen. Die Bonnstrasse führt uns dann einfach zum Bad Bonn. Die Vorband scheint in der Mitte des Songs zu beginnen. Eine volle Bühne mit einem vielfältigen Instrumentarium empfängt uns. Der Bassspieler fällt mir sofort auf, da er uns den Rücken zudreht und so bleibt, das ganze Konzert hinweg.
Zudem stechen die raue und bewusste Stimme des Sängers heraus, der im letzten Lied die punkige Phrase „Other than that the world is crap“ sang. Auch das Schlagzeug und Saxophon Solo kam sehr unerwartet und verdeutlichte ihre Neigung zum Experimentellen und zur Vermischung verschiedener Musikstile.
Kikagaku Moyo betritt die Bühne. Am Anfang schaukeln sie sich mit Bass, Schlagzeug, Sitar und Gitarren gegenseitig auf mit elegant regulierter Geschwindigkeit und Stärke. Die Augen geschlossen, hörte sich das akustische Gebilde verknüpft mit meiner Vorstellung wie ein Wasserfall an. Extrem positiv und einzigartig wirken ihre abrupten Rhythmuswechsel. Als der Sänger und Gitarrist Tomo Katsurada sich ans Cello setzte und der Schlagzeuger und Sänger Go Kurosawa mit dem Gitarristen Daoud Popal wechselte, wurde die Musik sehr hypnotisierend und sanft. Jedoch wurde viel geredet bei der Bar, was die sonst beruhigende Musik angriff. Gegen Ende dieses an Raga erinnernden Teils, liessen sie laut und kraftvoll Gitarre mit Fuzz auf die vergleichsweise zart klingende Sitar treffen, was sie mit viel Bass und Schlagzeuggewirbel unterstützten. Wie schon vor dem Konzert blieben uns ihre Lieder nachdem der letzte Ton ausklang noch lange in den Ohren hängen.
Go Kurosawa der Schlagzeuger und Sänger von Kikagaku Moyo hat sich dazu bereiterklärt mit uns ein Interview durchzuführen.
Kikagaku Moyo im Interview
Elia Brülhart: Woher nehmt ihr eure Inspiration für diesen Raga ähnlichen meditativen Einfluss in eure Musik?
Go Kurosawa: Unser Sitarist hat in Indien Sitar studiert. Er lernte da die traditionelle indische Musik bei einem Guru. Er ist also kein Gitarrist er startete sofort mit der Sitar.
EB: Wer hat das Cover eures dritten Albums „House in the tall grass“ gezeichnet?
GK: Das war ein englischer Künstler mit dem Namen „sineater“
EB: Meditiert ihr?
GK: Manche von uns meditieren, ich nicht.
Gregory Li: Existiert eine Rockszene in Tokyo?
GK: Ja.
GL: Habt ihr die Szene aufgebaut?
GK: Nein nicht wirklich.
GL: Ändert ihr eure Set-List, eure Show oft?
GK: Ja, jeden Tag. Es ist jeden Tag anders.
EB: Wo wart ihr als ihr euer drittes Album komponiert habt? Wart ihr in einer kleinen Waldhütte wie auf dem Bild?
GK: Wir waren in Japan. Wir haben es in Tokyo geschrieben. Aber wir wollten diese Atmosphäre von einer kalten Umgebung mit Schnee in der man in einem kleinen Haus sitzt, rüberbringen.
GL: Wieso habt ihr einen eurer Songs Fluffy Cosmic genannt?
GK: Er inspiriert von deutschem Krautrock und wir finden es ist so ein fluffiger Sound.
GL: Was für Musik habt ihr euch als Kinder angehört? GK: Vorallem amerikanischen und britischen Classic Rock. Aber auch JPop.
GL: Als ihr in Tokyo gelebt habt, wart ihr sozial akzeptiert als eine Band die ist wie ihr?
GK: Ja akzeptiert ist vielleicht das falsche Wort aber es ist anders wenn man ein Musiker oder ein Künstler ist in Japan, als in Europa zum Beispiel. Wenn man in Japan in einer Rockband ist, ist es nicht gut. Überhaupt nicht cool.
EB: Auch in der Jugend? Die jungen Leute finden Rockbands nicht cool?
GK: Nicht wirklich es ist sehr schwierig, es ist ein armes Leben es ist ein teures Hobby. Weil man muss in Tokyo bezahlen wenn man ein Konzert geben will. Und es ist sehr teuer. Und wenn man einen Gig spielt sind die Tickets sehr teuer. Die Leute kommen nicht. Und Trotzdem sind jeden Abend viele Konzerte an verschiedenen Locations. Also man kommt in Tokyo nicht an den Punkt an dem man als Musiker bezahlt wird. Es ist ein ganz anderes System dort. Musiker werden anders behandelt als hier.
GL: Und hat es sich nicht verändert für euch wenn ihr auf der Welt tourt und Menschen aus der ganzen Welt eure Musik hören?
GK: Ja es hat sich ein bisschen verändert weil wir in der Welt touren, weil die Leute die wissen was in Europa und Amerika abgeht haben uns kennengelernt, aber wir sind keine lokale Band in Japan. Wir haben einige Gigs in Tokyo gehabt aber wir sind da keine lokale Band. Wir wussten wenn wir in Japan spielen, dann bleiben wir eine lokale Band und supporten einfach internationale Bands, aber wir wollten das nicht wir wollten die Headliner des Abends sein. Also haben wir schon früh begonnen Übersee Konzerte zu geben. Heutzutage kann man so viele Orte erreichen und wenn man da spielt ist es anders als in kleinen lokalen Clubs, weil die Leute denken. Oh wer seid ihr, und ihr tourt in den USA.
GL: Was für ein Publikum habt ihr am liebsten?
GK: Es ist einfacher an einem Ort zu spielen in dem etwas geht in dem die Leute miteinander reden, und eine gute Zeit verbringen als wenn alle leise vor uns sitzen und niemand spricht. Aber am einfachsten ist es für uns wenn die Crowd verrückt tanzt und die Sau rauslassen.
EB: Was ist das letze Lied das du dir angehört hast?
GK: Erasmo Carlos er ist ein Brasilianer aus den 70ern er war in der Tropicana Szene und er hat experimentiert in psychedelischem und auch Bossa Nova Sound.
Text: Gregory Li
Interview: Gregory Li & Elia Brülhart