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„Ich kann euch nicht mehr den arroganten Ficker zeigen“ – Lance Butters im Interview5 min read

28. März 2019 4 min read

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„Ich kann euch nicht mehr den arroganten Ficker zeigen“ – Lance Butters im Interview5 min read

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Der Rapper Lance Butters veröffentlichte im Oktober letzen Jahres sein neues Album „Angst“. Auf diesem spricht er vor allem über seine eigenen Ängste, seine privaten         Probleme und gibt allgemein Einblicke in seine Gefühlswelt. Aktuell ist er auf seiner       zweiten Tour zum Album, wir haben mit ihm in Ulm gesprochen.

Du willst Lance auch Live sehen? Er spielt am 29.03. in Zürich, Tickets gibt es hier.

Das ist die zweite Tour für dein Album „Angst“, darauf sagst du, dass du eigentlich       keinen Spaß daran hast, auf einer Bühne zu stehen. Wieso gehst du dann jetzt doch auf Tour?

Geld. Ich muss meine Schulden bezahlen, das ist meine einzige Möglichkeit Geld zu            verdienen. Es ist halt ein scheiß Job und selbst wenn du deinen Traumjob hast, gibt es manche Arbeiten auf die du einfach keine Lust hast. Wenn du zum Beispiel im Büro        arbeitest und die Druckerpatronen austauschen musst, ist das eine Arbeit die dir einfach auf den Sack geht, selbst wenn du deine Arbeit ansonsten liebst. Das ist halt bei mir nicht der Fall. [lacht] Was ich damit sagen will ist, dass du dein Zeug Live an die Leute bringen musst, das gehört dazu. Die Leute haben Lust darauf, die wollen dich sehen, die wollen ein Bild mit dir machen, alles gut. Da liegt halt Geld und das will man mitnehmen und darum mache ich das, gehört halt dazu. Ich wollte früher ein Künstler sein, der nur zuhause sitzt, sein Zeug ins Internet haut und ansonsten nichts macht, aber das geht halt nicht.

Macht dir die Interaktion mit den Fans dann Spaß oder ist das auch nur so ein Ding, dass du machen musst?

Ich will nicht immer sagen, dass mir die Fans egal sind. Ich weiß das schon zu schätzen, dass die Leute etwas mit der Musik anfangen können. Auch das es manche Fans gibt, die uns hinterherfahren und zu acht von zehn Gigs kommen. Früher fand ich das mehr gesponnen, einfach weil meine Texte eher anspruchslos waren, das Ganze „Girls, Cush, Cash“ – Zeug. Das ist halt plump. Wenn man jetzt aber eine Platte wie „Angst“ machst, die wesentlich mehr Substanz hat, die viel mehr persönliches zeigt, mit dem man sich viel mehr identifizieren kann, dann verstehe ich das. Das kann auch schwierig sein, weil dann Fans viel mehr bei einem abladen, aber wenn Leute dann da stehen und sagen „das gibt mir etwas“, dann weiß ich das schon sehr zu schätzen. Grundsätzlich interagiere ich nicht viel mit Fans, ich stehe halt auf der Bühne. Aber baue keine persönliche Bindung mit jemanden auf, ich will gar nicht der Ansprechpartner für irgendjemanden sein. Nimm meine Musik, zieh dir etwas daraus, sei froh, aber lad deinen Scheiß nicht bei mir ab oder denke, dass ich dein Kumpel bin. Ist vermutlich auch nicht gesund, so zu denken.

Du hast gerade bereits angesprochen, dass du früher eher Texte geschrieben hast, die weniger Substanz haben. Welcher Schreibstil macht dir mehr Spaß beziehungsweise   welcher ist besser für dich?

Es gab ja durchaus einen gewissen Themenwechsel innerhalb deiner Texte, hattest du   jemals Angst davor, dass das nicht ankommen könnte?

Du hast mit den Rappern Rockstah, Ahzumjot und Nanoo den Song „Ramsay“ gemacht. Jetzt bist du schon seit Jahren mit Rockstah befreundet, ihr habt allerdings noch nie etwas zusammen released. War es schon länger geplant etwas zusammen zu machen oder war das jetzt eher spontan?

Das war komplett spontan. Er hatte ja jetzt sein Album „Cobblepot“ herausgebracht, das hatte er mir auch vorher gezeigt und wir haben ein paar Mal darüber geredet. Und wir wissen beide voneinander, dass wenn wir ein Feature vom jeweils anderen brauchen würden, dass wir da wären. Es muss natürlich passen; Text, Beat und so weiter. Einfach weil wir Freunde sind und mir Freunde wichtiger sind als die Musik. Aber jeder der sich Cobblepot Mal angehört hat weiß, dass ich da nirgendwo stattfinden kann, das passt nicht. Aber freundschaftlich bin ich immer dabei. Ich finde Max (Rockstah) Richtung ist eine komplett andere, aber ich finde es ist eine gute Richtung. Ich finde er hat sich mit Cobblepot einfach musikalisch gefunden. Mit seinem alten Zeug konnte ich so gar nichts anfangen, was aber auch nicht schlimm ist, weil wir Freunde sind. Jetzt gab es diese Ramsay Nummer und darauf hatte ich Bock. Das war einfach so ein Fun Ding, bisschen so wie früher. Jeder macht halt irgendwas bei sich Zuhause und schreibt dann auf Whatsapp „Ja, habs fertig, hier der Link“. Das Lied würde auch gar nicht funktionieren, wenn das tot – produziert wäre.

Gibt es eigentlich außerhalb von deiner „Crew“, also Ahzumjot und Rockstah jemanden, den du in der Deutschrap-Szene feierst?

Chris Miles. (Anm. d. Red. sein DJ und Backup auf der Tour) Er macht einfach gute Musik, nur leider viel zu wenig. Aber ich bin neidisch auf ihn, weil er macht es so wie ich es eigentlich gerne machen würde. So „Ja, ich mach das und bringe es nächste Woche raus“. Und ich muss das erst Mal promoten und ein Video machen. Aber von jetzt größeren Rappern? Eher nicht so. Ich fand die „OG Keemo“ Releases ganz cool, aber nicht übertrieben. Das ist halt einfach wieder cooler Rap, er rappt richtig gut, er reimt sehr gut, hat eine sehr gute Aussprache. Das war das was ich am Meisten letztes Jahr mochte. Ah, das muss ich kurz sagen: „Fleisch“ von Hanybal. Ich bin kein Fan von ihm, ich würde grundsätzlich nicht sagen, dass ich Deutschrap – Fan bin. Und ich mochte ihn nie, aber der erste Part in „Fleisch“ ist so heftig gerappt, mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich mag es ganz grundsätzlich nicht, Musik anzuhören, wo ich bemerke, was diese Leute feiern und kopieren. Ich   habe es so satt, ich kann es einfach nicht mehr hören, gar nicht aus Hate, das war früher so, sondern es langweilt mich einfach nur noch. Es geht nur noch um Geld und Konsum, das sind alles so Konsumopfer, die stolz darauf sind, Konsumopfer zu sein.

Du hast jetzt für das neue Album die Entscheidung getroffen, zwei animierte Musikvideos zu produzieren, die sich sehr vom allgemeinen Standard innerhalb der Deutschrapszene unterscheiden. Vor allem das Musikvideo zu „So Schön“, fällt dabei auf, da du nur ganz kurz darin vorkommst und es sich auf deine Kindheit bezieht. Wie verlief hier der        kreative Prozess, was wolltest du damit erreichen?

YouTube Video

 

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