What they had – Eine bittersüsse Familiengeschichte2 min read
Reading Time: 2 minutesIn der ersten Szenen ist eine verschneite Strasse in Chicago zu sehen. Weil ich genug vom Winter habe, stehe ich „What they had“ anfangs eher kühl gegenüber. Aber ich möchte hier ehrlich sein. Ausschlaggebend, dass ich mir diesen Film ausgesucht habe, war das Filmplakat. Zugegeben, ich bin da leicht zu begeistern. Doch das Plakat hält, was es verspricht: die Bildsprache der jungen Regisseurin Elizabeth Chomko ist schlicht, ästhethisch und subtil.
Doch das Filmdebüt der 38-Jährigen bietet mehr als ein paar schöne Frames. Der Inhalt hat Tiefgang, denn familiäre Rollenverständnisse sind das grosse Thema. Im Zentrum steht Bridget, gespielt von Hilary Swank. Eines Weihnachtsabends reist Bridget heim nach Chicago. Dort besucht sie ihre mittlerweile an Alzheimer erkrankten Mutter Ruth, die Blythe Danner glaubhaft und zugleich witzig verkörpert. Sie will nun ihren Vater Bert (Robert Foster) davon überzeugen, dass er mit Ruth in ein Pflegeheim zieht. Doch dieser will selber für seine Frau sorgen, auch wenn dies immer schwieriger wird. Der Familienzusammenhalt wird auf die Probe gestellt und alle reissen sich gegenseitig alte Wunden auf. Bis die Lösung des Problems eines Morgens unerwartet hereingeflattert kommt.
Mein Fazit: Auch wenn der Film nicht aus einer der grossen Filmküchen Hollywoods kommt, ist es dennoch typisch amerikanisches Kino. Das Drehbuch folgt dem Handlungsschema einer klassischen Heldenreise. Spannend ist jedoch, dass dabei alle Charaktere eine starke Entwicklung durchmachen. Die ergreifenden Szenen werden durch gekonnte Situationskomik aufgelockert. Wer also Unterhaltung möchte, bekommt diese zweifelsohne. Auf den ersten Blick wirken die Themen Demenz, Tod und Einsamkeit etwas trivial, jedoch liegt eine feministische Botschaft im Filmdebüt von Chomko (die übrigens Gender Studies studierte). Aus diesem Grund – und weil ich der Meinung bin, dass sie die Geschichte grossartig inszeniert – gebe ich dem Film vier von fünf Sternen und ziehe meinen Hut vor der Regisseurin für dieses sehenswerte Erstlingswerk.
Autorin: Corina Rainer
*Sämtliche Personalformen des Textes beziehen sich auf alle Geschlechter.