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The Cure und der Zusammenprall zweier Generationen3 min read

22. Juni 2019 2 min read

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The Cure und der Zusammenprall zweier Generationen3 min read

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The Cure sind faszinierend und schlagen sich gut. Gerade Songs wie A Forest und In Between Days stossen auf Anklang. Es stellt sich die Frage, ob die Leute sie nicht vorwiegend wegen den alten Liedern sehen kommen. The Cure – ein Auslaufmodell oder eben nicht?

Schon vor dem Konzert stehen oder sitzen The Cure-Fans vor der Bühne. Es fällt auf, dass es vor allem junge Leute sind. Als dann die fünf Männer der berühmten Band begleitet von düster-melodischen Synthesizer-Klängen und einer künstlich erzeugten Nebelwolke pünktlich um 00:15 Uhr heute morgen die Blue Stage am Southside betreten, erwacht das Publikum und klatscht schon einmal vor lauter Vorfreude in die Hände. Überraschenderweise warten sie über eine halbe Stunde, bevor sie den ersten Hit spielen.

Das machen sie clever, denn sie sind ja nicht stehen geblieben und haben sich weiterentwickelt. Doch ist das so? Wir kennen es von Bands, die ihre besten Jahre in den 70‘er und 80‘er hatten, beispielsweise Depeche Mode, Pet Shop Boys oder UK Subs (die sich übrigens im selben Jahr wie The Cure, nämlich 1976 gegründet haben). Sie ziehen immer noch grosse Massen an Festivals und in Konzerthäuser, aber werden sie nicht primär wegen der Stücke, die sie damals in den Jahren geschrieben hatten, als es Probleme wie extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit in England gab, gehört? Für die Jugend von damals waren diese Bands Vorbilder, nun sind sie erwachsen geworden und freuen sich vielleicht sogar, dass sie die Ikonen im organisierten Rahmen eines Festivals geniessen können, im Gegensatz zu den früheren Zeiten, als rockige, elektrische und elektronische Musik zuerst noch gesellschaftlich akzeptiert werden musste.

Es ist jedoch nicht nur bei ihnen geblieben, die altbekannte Bands wie The Cure sehen wollen, nein, gerade bei Festivals wie dem Southside, das Leute mit ganz verschiedenen Hintergründen und somit musikalischen Gustos anzieht, machen junge, musikaffine Menschen einen grossen Teil des Publikums aus – eben die neue Generation.

In der vergangenen Nacht verliessen eben sie vorzeitig den Blue Stage-Bereich, unter anderem auch ich. Ich wage zu behaupten, dass es nicht am soliden Auftritt der Band gelegen hat, auch nicht weil die Gänsehaut ausblieb oder der Bass auf der Strecke blieb. Ich denke, es war vielmehr die fehlende Erfahrung, die zwanzig bis dreissig Jahre die man noch nicht auf der Welt war. Diese Schwere, diese Sehnsucht (die in Smith‘s Texten offenbart wird), das muss auch ausgehalten werden. Smith singt mit seiner unvergleichlichen, perfekt im Klangbild der Band eingebetteten Stimme: „The fire‘s almost dead.“. Leute der vorgängigen Generation mögen den als Gothic und Cold-Wave definierbaren Sound, so verlor der eine Mann vor mir, der bereits fünfzig gewesen ist, beinahe eine Träne. Deshalb bleiben The Cure auf Tour, wie auch die anderen. Und ja, sie haben sich weiterentwickelt und die Produktionen für ihr neues Album beendet.

Vom Zeltplatz aus, schlafe ich zu den Klängen von Friday I‘m In Love ein, die ich nur noch verschwommen wahrnehme.

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