Gurtenfestival 2019 im Rückblick: Generation Youporn & Rösti3 min read
Reading Time: 2 minutesWas für viele Berner ein Muss ist, hat auch uns als first-timers überzeugt. Rund 76’000 Besucher*innen zog es dieses Jahr auf den Gurten. Ein Ort, der unpraktischer für ein Festival nicht sein könnte. Schöner aber auch nicht.
Voller Vorfreude trafen am Mittwochnachmittag die ersten Festivalgänger auf dem Güsche ein. Sogar zu Fuss, wer sich im Stand dazu fühlte. Das Format geniesst definitiv nicht zu Unrecht einen guten Ruf, denn die vielen Essensstände sorgen für Abwechslung und das gemütliche Gelände lädt zum Verweilen ein. Vorausgesetzt man findet zwischen den Konzerten Zeit für eine Pause; das Line-up trieb uns schon am ersten Tag von Bühne zu Bühne. Für eine Flammkuchenrolle to go hat es aber immer noch gereicht.
An Tag zwei folgte dann schon mein persönliches, jedoch keineswegs überraschendes Highlight: Faber. Neben Klassikern wie Alles Gute und Wem du’s heute kannst besorgen, die begeistert mitgesungen wurden, stellte uns der Zürcher auch eine ordentliche Menge neue, unveröffentlichte Lieder vor. Dass diese noch kaum jemand im Publikum kannte, war auf keinen Fall ein Stimmungsdrücker. Er singt von der Generation Youporn und von Kokain, und er macht es so gekonnt provokant und zynisch, dass man manchmal leer schlucken muss. Es macht einfach nur Spass, Julian Pollina und seiner Band zuzusehen und ich kann es kaum erwarten, den neuen Release vorwärts und rückwärts zu hören!
Drei der vier Tage waren ausverkauft und besonders ab Freitag merkte man, wie sehr die Besucheranzahl anstieg. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich das Publikum nicht optimal auf dem hügeligen Areal verteilt, manchmal konnte es aber echt unangenehm eng werden. Den Auftritt von Patent Ochsner schien niemand verpassen zu wollen und so waren wir quasi zwischen Medienzelt und Bühne eingesperrt. Nichtsdestotrotz hätte der Gänsehautfaktor kaum grösser sein können und das Gegröle zu Scharlachrot hat man wohl auch am Fuss des Berges noch gehört.
Wer sich am vierten Abend noch knapp mit letzter Kraft zur Waldbühne schleppen konnte, wurde von Nativ nicht enttäuscht. An diesem Punkt war ich froh, etwas abseits von den Moshpits zu stehen, Stimmung verbreitete der Berner Rapper aber bis zu den hintersten Reihen. Und pragmatisch ist er noch dazu: Um an das Booking zu kommen, hat er beim Gurten angerufen und nachgefragt. Werde ich wohl nächstes Jahr auch versuchen! Mit einer Rösti in der Hand als krönender Abschluss machten wir uns auf den Weg zum Gurtenbähnli und schauten ein letztes Mal über die Hauptstadt.
Kurz zusammengefasst: Wir sind müde und zufrieden. Die Frühstückszeit wurde jeden Tag später und trotzdem wurde der Schlafmangel immer grösser. Nur muss ein Festival ja nicht erholsam, sondern gut sein – und das war es definitiv. Bis zum nächsten Mal auf der Höhe!
Bild: © Gurtenfestival / Andrin Fretz