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Boombap aus Hamburg: Kwam.E7 min read

31. Juli 2019 5 min read

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Boombap aus Hamburg: Kwam.E7 min read

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Kwam.E der Boombap-Rapper aus Hamburg spielte am vergangenen Wochenende am Rapattack Festival in Sarnen. Wir hatten die Möglichkeit mit ihm zu reden.

Carlo Brülhart: Du warst ja auch schon in der Schweiz zum Beispiel am Royal Arena Festival oder dieses Jahr am splash! Was war so der beste Gig, den du jemals hattest?
Kwam.E: Hmm, also was ich richtig krass fand, war wirklich für mich das Splash. Jeder war am Start und jeder kannte meinen Text, was ich halt nicht gedacht hätte. Als wir da hinkamen, waren etwa 17 Leute da. Vor uns hat noch eine irische Band oder so gespielt und wir dachten uns Scheisse, was sollen wir jetzt machen, wenn die Crowd so aussieht. Dann gingen wir in den Backstage, haben uns vorbereitet und Haaizey, mein DJ, hat bisschen aufgelegt und auf einmal wurde es voll. Tausend Leute. Ich war begeistert. Splash war von mir aus top.

CB: Auch bei OG Keemo letztes Jahr auf dem Splash waren letztes Jahr überraschend viele Zuschauer. Sein neustes Album „Tanamo“ geht ja auch in die Boombap Richtung. Hast du dir das angehört?
Alles. Ich kenn ihn ja. Er war auch dieses Jahr auf dem Splash, wo wir uns auch gesehen haben. Wer weiss, vielleicht kommt da mal was zusammen. Man munkelt…

CB: Du hast zum Beispiel mit Figub Brazlevic auf dem Track „Wo ich wohne“ oder Kevoe West zusammen gearbeitet. Was gibt’s sonst noch für Produzenten, die du feierst?
Ich hab eigentlich meine festen Producer, die ich feier: Hulk Hodn, Figub, Classic der Dicke steht sowieso an erster Reihe, Mono:Massive und Philantrope auf jeden Fall.

CB: Gibt’s vielleicht sonst noch Produzenten, mit denen du in Zukunft gerne arbeiten würdest?
Ich hätte gerne einen Beat von Premo. Digga, ich wünsch mir einen Beat von Erick Sermon mein ganzes Leben lang, denn ich weiss, wenn der Typ mir einen Beat baut und er mit der Baseline kommt, dann wird’s bööse. Wenn er mich wirklich mal checken würde und das vielleicht feiert und mir einen Beat schickt, ich wäre mehr als nur begeistert. Ist auf jeden Fall auf der To do-Liste bei mir.

CB: Du hast ja schon recht viel erreicht mit deiner Musik, spielst jetzt hier in Sarnen in der Schweiz, aber hast du um an diesen Erfolg zu kommen irgendwas riskiert?

Ja es ist richtig geil hier. Hätte niemals gedacht, dass ich jemals hier herkommen würde. Aber ja ich hab meinen Job riskiert dafür. Also um ganz ehrlich zu sagen, war das gar nicht mein richtiger Job, weil ich den nicht mal haben wollte. Ich hab nur so vorübergehend Schuhe verkauft, war bei allen verschiedenen Sneakerläden, bei Snipes, bei JD Sports. Am Ende des Tages bin ich dann bei Animal Tracks gelandet, das ist so ein underground Sneakerstore bei uns in Hamburg, der Schuhe verkauft, wo man in normalen Läden nicht so rankommt. Und ich hab mich da reingelebt, hab mich auch gut mit dem Chef verstanden, total cooler Typ. Irgendwann hat sich dann halt herausgestellt, dass ich keine Zeit mehr hatte zum Arbeiten. Ich bin dann öfters nicht gekommen und hab ihm dann einmal erzählt, dass ich das jetzt durchziehe mit der Musik. Aber er ist auch gar nicht böse. Also ist immer noch alles Family.

CB: Gibt es dann auch bald wieder was, das du rausbringst?
Was ich auf jeden Fall sagen kann, ist, ich bin ab Oktober auf Tour „Original Rudeboy Tour“ für zwei Wochen. In München, Stuttgart, Münster, Hamburg natürlich auch, Dresden und Köln. Ich bin aber leider nicht in der Schweiz, komme aber sehr gerne wieder. Ich hab den Spot hier sehr gerne. Ich will natürlich auch überall hin, wenn ich kann auch gerne die ganze Welt bereisen. Aber es kommt sicher dieses Jahr noch ein Album. Die Izza EP. Wann kann ich noch nicht genau sagen. Es kommen Videos. Und jamann, kauft die Tickets, sonst gibt’s Bratpfanne auf den Kopf!

„Aber es kommt sicher dieses Jahr noch ein Album. Die Izza EP

CB: Du hast ja auch Songs mit BHZ und Rapkreation, was eher anders ist als dein normaler Style. Wie ist deine Haltung zu Trap Musik?
Was die Leute halt immer denken, ist, ich bin straight up Boombap, aber so ist das eigentlich gar nicht. Also die Liebe zu Hiphop ist natürlich zu 100% in mir und wird auch immer bleiben. Aber wenn da irgendso ein Trapbeat kommt, I can relate, weisst du? Ich bin halt auch in der Zeit aufgewachsen, das war meine Zeit. Wenn ich jetzt einen Track von Future höre, ist für mich jetzt nicht alles geil, aber es gibt schon paar Lieder, die ich aufm Schirm habe.

CB: Was hörst du gerade so zum Beispiel?
K Camp feier ich, der ist auch hundertprozentig real, oder zum Beispiel Maxo Kream. Das ist für mich auch nicht unbedingt Trap, sondern einfach eine neue Art von Hiphop, denn auch nicht jeder Beat hört sich trappig an. Man hat halt auch einfach keinen Namen für diesen Sound, das ist einfach der neue Style, Newschool. Das finde ich geil und das mach ich auch. Ich kann alles machen, Jazz- oder Rockmusik. Wenn der Beat passt, bin ich drinne.

CB: Bei deinen Songs, wie grossen Einfluss hast du da auf die Produktion, also bist du da immer bei der Entstehung dabei?
Bei Figub „Wo ich Wohne“ war ich direkt dabei bei ihm im Studio, er hat den Beat gebaut, ich den Text geschrieben und das lief alles pronto. Aber bei manchen ist es so, bei Leuten an die ich nicht rankomme, Hundertmark Beatz zum Beispiel, oder Hypnotize, dass die mir gerne Paar Beats schicken und ich bin immer down, wenn das meinem Vibe entspricht und ich sag denen halt auch wie ich das dann haben will und dann können sie im nach hinein noch was verändern.

CB: Gibt’s momentan Newcomer, die du besonders feierst?
Tommy Hill ist auf jeden Fall mein Bro. Der wäre heute auch gekommen, aber da wir etwas Probleme hatten mit unserem Flieger, hat er es sich anders überlegt. Aber da kommt sicher auch noch die „Tommy H. EP“. Was dir sagen kann, die Jungs aus meiner Ecke die können alle rappen. Ich lass da nicht zu, dass die da irgend so ein whacken Scheiss bringen. Ich achte da auch auf die Flows und die Bars. Wenn gibt’s sonst noch? Fergy53, Caramelo, Naru. Donvtello und Tightill darf man auf keinen Fall vergessen. Donvtello ist ein richtiger Hardcore MC. Der heftigste Doubletimer ever. Dagegen ist Kollegah gar nichts! Es gibt auch sonst noch so viele Underground Rapper, die halt gar nicht diese Chance bekommen, gehört zu werden, obwohl die halt superkrass sind und so viel mehr Erfolg verdient hätten. Deswegen werde ich dafür sorgen, dass diese Leute aus dem Untergrund hochkommen. Ich bin auf jeden Fall da und supporte die, genauso wie sie mich supporten.

CB: Was sind so deine Einflüsse oder wie bist du zu Hiphop gekommen?
Ich bin halt der Jüngste aus der Familie. Mein älterer Bruder hat halt immer sehr viel Hardcore Hiphop gehört, Def Squad, Flipmode Squad. Und dann kam meine Schwester und die hat mir den RnB Sound gegeben und dadurch ist Kwam entstanden. Mein Bruder hat mir einfach gesagt, rap doch auch mal, denn er hat auch früher gerappt. Aber er rappt jetzt nicht mehr, macht jetzt nur noch Business.

„Und dann kam meine Schwester und die hat mir den RnB Sound gegeben und dadurch ist Kwam entstanden“

CB: Macht ihr auch viele Freestyle-Sessions?
Freestyle-Sessions haben wir früher sehr viel gemacht. Ich hab ja zwei Brüder, mit dem Mittleren hab ich zusammen gewohnt in Mümmelmannsberg und da hatten wir einmal eine fette Hausparty gemacht, als mein Vater in Ghana war. Jeder musste Weed kaufen und das war eigentlich auch das erste Mal, wo wir das geraucht haben, da haben wir halt auch gefreestylet. Alle haben halt auf Deutsch gefreestylet und zu der Zeit hab ich meine Texte noch auf Englisch geschrieben. Ich hab immer gesagt Jungs, ich würde auch gern freestylen, aber ich kann das nicht. Und der eine von meiner Clique meinte so: Du kannst irgend einen Scheiss labern, aber mach es einfach, weil irgendeinmal kommt der Zeitpunkt, an dem du einfach gut rappen kannst und dann fliesst es einfach. Und am nächsten Tag hab ich das gemacht genauso wie er gesagt hat und ich kann dir schwören, ich war schlecht. Ich bin sogar immer noch schlecht. Es geht immer nur um den bestimmten Zeitpunkt. Wenn du gute Laune hast, wenn um dich herum eine gute Atmosphäre ist, kannst du immer gut freestylen. Aber wenn du jetzt sagst, freestyle mal auf Kommando, das wird niemals klappen.

 

Text und Interview: Carlo Brülhart

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