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Illusionen und Explosionen – Die verrückte Release-Party von Blind Butcher3 min read

15. Oktober 2019 3 min read

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Illusionen und Explosionen – Die verrückte Release-Party von Blind Butcher3 min read

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Nach ihrem „Staubsaugerbaby“ ist am 11. Oktober ein weiteres ihrer Babys zur Welt gekommen, auch diesmal eine Platte. Sie heisst „Piss Me a Rainbow“ und wurde im Rahmen des vierhundertelften sowie vierhundertzwölften Konzertes von Blind Butcher mit viel Lärm, Stil und Bier in der Luzerner Industrie gar doppelt getauft.

Wer am Samstagabend die Industriestrasse in Luzern entlanggelaufen ist, musste beinahe die vermeintliche Privat-Gartenparty in der Luzerner Industrie wahrnehmen. Wir machten da einen Stopp, betraten die Parzelle des mystischen Hauses, wo Wohngemeinschaften und Puppentheater nur einen Teil des Gebäudes ausmachen, und wurden von einer Frau und einem Mann, die an einem kleinen, okkulten, runden Tisch sassen, begrüsst.

Die Atmosphäre war magisch. Überall hing Schmuck, Discokugeln drehten, farbiges Licht sorgte zusammen mit aufgeblasenen Ballonen und anderen zierenden Kunstwerken für eine geburtstagspartyähnliche Aura. Die Gegensätzlichkeit des edlen Schmucks und der düsteren Location wirkten illusorisch und erinnerte an den fantastisch produzierten Film der Release-Party der Idles.

Während die erste Band den Kult-Hit „Eisbär“ der Musikgruppe Grauzone spielte, gelangten wir durch das Treppenhaus in den Keller, wo wir Musikmachende auf einer Bühne, die in Gold und Glitzer getaucht war, entdeckt haben.

Kurz darauf ging es gegen Mitternacht zu und es wurde Zeit für das grosse Fest. Das Luzerner Duo Blind Butcher feierte nämlich an diesem Abend die zweite Ausgabe der Plattentaufe ihres neuen Albums „Piss Me a Rainbow“. Man spürte, dass das Publikum auch an diesem Abend kaum mehr warten konnte.

Gekleidet in Unterhose und silbernem Einteiler und geschmückt mit einer Indianerfeder, betraten die beiden in ein Horn pustend die Bühne. Und legten los. Schnell. Nichts hätte eine Release-Party bilderbuchmässiger machen können als der edle Vorhang und die goldig-glitzernden Girlanden an einem so undergroundmässigen Ort.

Alles war schnell. Die Beats, das Publikum, die Geschehnisse auf der Bühne. Was erst an die „neue deutsche Welle“ erinnerte, endete mithilfe von Punkeinlagen in einem wilden Moshpit, der in Kombination mit den vielen extrovertierten und betrunkenen Personen im Publikum beinahe ausser Kontrolle zu geraten schien – zumindest lag eine Person plötzlich auf den Gitarren-Pedals des Gitarristen Christian Aregger.

Nach einiger Zeit dünkte der Auftritt etwas langatmig. Die Melodien erschienen eher repetitiv und auch lichttechnisch konnten abgesehen von zwei weissen, sich abwechselnden Spotlichtern keine grossen Veränderungen erkannt werden. Und dann kamen Überraschungen. Mit verschiedensten Gestaltungsmitteln, Spezialeffekten und weiteren Darstellern auf der Bühne schafften sie es, die Richtung zu ändern und die Spannung aufrecht zu erhalten.

Fazit: Die Location war magisch, die Band unglaublich schnell und professionell. Das Publikum zeigte sich von seiner exzessiven Seite und die kuriose Show hat dazu beigetragen, dass der Abend kurzweilig über die Bühne ging.

Und dass das Album würdig getauft wurde, zeigte sich nicht nur darin, dass es am Freitag und am Samstag gefeiert wurde, sondern dass eine einzige Zugabe am Ende des Konzerts nicht ausreichte. Die Band musste nach einer ersten erneut vor den goldenen Vorhang treten um auf ein weiteres Mal ein Lied einzustimmen. „Eisbär“ von Grauzone ertönte es nämlich erneut aus dem Keller, als wir bereits draussen, wohl etwas zu früh eine Zigarette anzündeten und bei einer „Gazosa“ unter dem Himmel von den lieblich hergerichteten Dekorationen den Abend ausklingen liessen.

Text & Bilder: Jan Rucki

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