Melancholie mit Gänsehaut – Taminos Konzert im Les Docks2 min read
Reading Time: 2 minutesDer Abend im Les Docks in Lausanne beginnt voll. Der Konzertsaal ist bis an den Rand gefüllt. Alle schleichen und pressen sich durch die Menge nach vorne, wollen diesen jungen, hübschen Mann von nahem sehen. Tamino, der 23-jährige Belgier mit seiner akustischen, ruhigen und melancholischen Musik. Wir warten gespannt in der Menge mit einem Martini in der Hand auf seinen ersten Auftritt in Lausanne.
Manon eröffnet den Abend. Die junge Frau aus Zürich spielt uns zarte und fragile Lieder vor mit ihrem Klavier, welches sich mit elektronischen Klängen und Geräuschen, welche Sie zum Teil in Island oder der Schweiz aufgenommen hat, vermischt. Nach Manons ruhiger Musik, ist das Publikum etwas gedämpfter und ruhiger Stimmung, was wir etwas unpassend finden. Tamino selbst spielt schon eher ruhig, so gab es keinen guten Kontrast und so ein etwas weniger aufregender Einstieg in seine Musik.
Dann taucht Tamino auf. Alleine. Er spielt das gesamte Konzert solo, da seine Band aus logistischen Gründen nicht mit dabei sein konnte. Nur bei manchen Liedern, wie bei «indigo night» oder «Chambers» fehlt etwas die Perkussion, da diese seine Lieder tanzbarer macht und etwas die Ruhe bricht. Trotzdem hat seine Musik eine unglaubliche Wirkung, auch ohne restliche Band. Seine Lieder faszinieren. Er hat eine Stimme, welche von tiefen bis zu unglaublich hohen Tönen reicht. Er ist spielerisch mit seiner Stimme, verschnörkelt und dekoriert diese auf eine zarte Art und Weise. Er hat Stellen, wo seine orientalische Seite mehr zum Vorschein kommt, da erklingt er manchmal schon fast wie ein Muezzin. Seine Musik trägt die Seele fort, er schafft es, eine tiefreichende Atmosphäre zu kreieren. Es bewegt sich etwas in einem drinnen. Seine Musik berührt eine innere Sehnsucht nach etwas aus der Vergangenheit (oder der Zukunft?). Gänsehaut breitet sich auf dem Körper aus.
Es war ein starkes Solo-Konzert, was nicht einfach zu spielen ist. Alleine auf der Bühne ein grosses Publikum in die eigene Mucke zu ziehen ist eine Kunst, welche Tamino gut beherrscht.
Bild: Thea Moser, Les Docks