Shakespeare am Luzerner Theater – “Tanz 34: Wie es euch gefällt” gefiel!3 min read
Reading Time: 3 minutesDie aktuelle Tanzproduktion des Luzerner Theaters “Tanz 34: Wie es euch gefällt” gefiel nicht nur, sondern überzeugte in all ihren Facetten. Weder Tanz noch Theater oder gar die Musik kamen in der achtzigminütigen Vorstellung zu kurz: ein Erfahrungsbericht.
Es reute mich fast ein wenig, den von der Spätsommersonne beschienenen Platz vor dem Luzerner Theater zu verlassen, um im dunklen Theatersaal Platz zu nehmen. Doch als ich mich auf den zugewiesenen Stuhl setzte und mich im Raum umher sah, war da keine Spur mehr von Reue oder Bange, einen der letzten schönen Sommerabende draussen zu verpassen: Vogelgezwitscher und gedämmtes Licht schafften eine paradiesische Atmosphäre, von der Decke hängende Lianen und Kunstrasen am Boden brachten ein Stück Natur in den Saal.
Einflüsse aus Buchklassikern wie “1984” von George Orwell
Doch nicht nur die verwunschene Kulisse, auch die Anordnung der Zuschauer*innen beeindruckte mich. Wie zu Zeiten Shakespeares war das Publikum in einer Art Globe-Theater um die Bühne platziert und das Spektakel konnte von verschiedenen Perspektiven aus betrachtet werden. Es erinnerte ein wenig an eine Arena, wie sie aus “The Hunger Games” bekannt ist, wo Kräfte gemessen und Kämpfe ausgetragen werden. Für die Produktion liess sich die britische Choreographin Caroline Finn unter anderem von ebendiesem Film und dem Klassiker “1984” von George Orwell beeinflussen.
Angefangen hat das Stück mit der Aufforderung eines Tänzers, den Abend in der Arena mit einem Applaus einzuläuten und mit der Ankündigung, dass wir nun live gehen werden. Zu diesem Zeitpunkt fielen mir die an den Seiten montierten Bildschirme auf, auf denen die direkten Filmaufnahmen eines Bühnenabschnittes zu sehen waren, was an “Big Brother Is Watching You” erinnern liess. Nach und nach wurden die Charaktere auf die Bühne gebeten und namentlich vorgestellt, wie sie auch in Shakespeares gleichnamigen Stück “As You Like It” auftauchen. Unterstützt wurde dies durch die musikalische Begleitung des Luzerner Schlagzeugers Fredy Studer und seiner Musikpartnerin und Sängerin Joana Aderi am Keyboard und Synthesizer.
Eindrückliche Tanzeinlagen und ergreifende Musik
Wer Shakespeares Stück vor der Darbietung gelesen hatte, konnte sich bestimmt schnell in den Handlungen der Figuren zurechtfinden. Ich gab mich mit einer Kurzversion des Stücks und der hilfreichen Audio-Einführung vom Radio 3FACH zufrieden. Obwohl ich dann aber während der Vorstellung nicht den ganzen Ablauf erschliessen konnte, liess ich mich von Tanz und Musik in den Bann ziehen und begeistern. Es gab Duette, in denen geneckt und geliebt wurde oder solche, in denen man der Liebe wegen kämpfte. Auch in eindrücklichen Soli oder Choreographien mit der ganzen Company erhielt man als Zuschauer*in Einblick in die Gefühlswelt der Charaktere und fühlte sich dem Geschehen stets nah. Die Musik von Studer und Aderi nahm den Platz im Saal ein und offenbarte dem Publikum die Möglichkeiten ihrer Instrumente: Studer nutzte das breite Spektrum seines Schlagzeugs und setzte unter anderem mit Wasser gefüllte Gläser oder den Brunnen in der Bühnenmitte als Instrumente ein. Auch Aderis Talent am Keyboard und der vielfältige Einsatz ihrer Stimme machten mächtig Eindruck. Die beiden Musiker*innen boten dadurch nicht nur musikalische Unterstützung, sondern wurden selbst Teil des Ganzen, indem sie auch mit den Tänzer*innen interagierten.
(K)ein Happy End für Rosalind und Orlando?
Wie sich die Liebesgeschichte zwischen der Hauptdarstellerin Rosalind und ihrem Verehrer Orlando entwickelte und ob es dabei zu einem Happy End kam, möchte ich hier aber nicht verraten. Viel mehr möchte ich allen, die sich die Vorstellung noch nicht angesehen haben, ans Herz legen, dies noch zu tun! Und auf diesem Weg selber in die Welt von Shakespeare, von starken Gefühlen und Emotionen, von zeitgenössischem Tanz und theatralischen Darbietungen einzutauchen.
Kommende Spieldaten
Fr 18.09.20 – 19.30 Uhr
Sa 19.09.20 – 12.00 Uhr
So 20.09.20 – 13.30 Uhr
und weitere
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Fotos: Gregory Batardon