Weil es lachend am schönsten ist: Die Plattentaufe von Lumae4 min read
Reading Time: 3 minutesEs gibt wohl kaum etwas Schöneres, als von gefüllten Reihen beklatscht zu werden. Lumae, ein Luzerner Live-Electronica-Duo, erreichte genau dies, als es vergangenen Donnerstag ihre Debut-EP «Thoughts» in der Luzerner Schüür taufte. Dabei stellte das Duo sein Fingerspitzengefühl für starke Dance-Vibes unter Beweis.
Noch Stunden nach dem Konzert hallte es in den Ohren und im Kopf nach. Es sind die tiefen, wohligen Bässe, die vor Eindringlichkeit nur so strotzenden Patterns von markanten Synthesizern, aber auch die trockenen, präzisen und prägnanten Schläge, die auf den Fellen der Drums landeten. Die bleibenden Melodien der Lieder: Erzeugt von vielen Geräten, den vier Händen und insbesondere den zwei Köpfen hinter dem Duo Lumae.
David Stadelmann und Alexander Graf, Studenten an der Luzerner Musikhochschule, konnten sich mit ihrem Projekt schnell einen Namen machen. Als sie sich vor wenigen Jahren kennenlernten, taten sie sich zusammen, um genau das zu erreichen, was sie nun erlangt haben. Und ihr Potenzial ist gross, das Projekt noch längst nicht fertig. So erscheint es zumindest demjenigen, der ihre Motivation und Freude an der Musik zu spüren bekommt.
Stimmungsknicker ausgeschlossen
Umgehend lösten die beiden Künstler die Füsse des Publikums vom Boden und zogen es in ihren Bann. Mit grossen Visuals auf einer Leinwand hinter der Bühne und einer sorgfältigen Lichtshow wusste das Duo die Zuschauerinnen auch visuell zu begeistern. Und tatsächlich: Ekstase machte sich vielerorts im Saal breit. Sehr breit. Regelrecht hüpfend und pfeifend verbrachten die Gäste der Schüür ihren Abend. Einige von ihnen schienen jeden Song zu kennen. Und auch die Musiker.
Lumae überzeugt nicht nur mit piekfeinem Sound, sondern auch mit Präzision. Loops, Samples, Synths und Rhythmik. Sowohl mit Computer wie auch mit einem Schlagzeug, das Stadelmann immer wieder bedient. Einziger Aspekt des Konzerts, der die sonstige Perfektion etwas bricht, sind die Stimmen und der Gesang in den Liedern. So schien es, als hätte Stadelmann zwischendurch etwas Mühe gehabt, komplexere Melodien zu singen. Da der Gesang jedoch selten ohne Filter aus den Boxen ertönte, konnte dies zumeist gar nicht richtig festgestellt werden. Auch die Samples, die nicht selten der Musik beigesteuert wurden, setzten einen etwas enttäuschenden Gegenpol zur sonst so sorgfältig und vielschichtig komponierten Musik, die sehr wohl einen eigenen Charakter hat. Live vielleicht sogar noch mehr als auf Platte.
Multi-Instrumentalismus? Ein Muss, wie es scheint
Nicht viele Instrumente waren von analoger Art. Stadelmann beispielsweise spielte die Gitarre und das Schlagzeug. Dies teilweise beinahe gleichzeitig. Und mit viel Können. Mehrere Riffs und Solos brachten einen regelrecht ins Schwärmen, sodass es fast etwas schockierend war, als das Lied plötzlich, aber passend beendet wurde. Faszinierend ist, wie die beiden mehrere Instrumente beherrschen. Es scheint, als gehöre dies mittlerweile – gerade in Genres und Aufstellungen dieser Art – einfach dazu. Mit einer Selbstverständlichkeit haute Graf in die Tasten seines Pianos. Makellos.
Als der grösste Hit des Duos «White Smokker» angespielt wurde, kam jene Stimmung auf, die oftmals an grossen Konzerten berühmter Bands vorherrscht. Bereits bei den ersten Klängen ertönen Schreie der Freude, als habe man während des ganzen Auftritts auf nur diesen einen Song gewartet.
Überraschung durch Special Guests
Die Musik, welche von Hip-Hop und Electronica beeinflusst wird, sorgt für unwahrscheinlich tolle Atmosphäre. Und dies nicht, indem belanglose «Wir sind alle happy-Melodien» gespielt werden. Vielmehr wurde den Zuschauern klar, dass es sich um talentierte Musiker handelt, die sich eingängig mit ihren Kompositionen auseinandergesetzt haben. Und letztere lieben und leben.
Das lebhafte Konzert wurde zum Schluss mit zwei geladenen Gästen gekrönt. Während eine junge Frau die Coverversion von Gnarls Barkleys «Crazy» im Duett mit Stadelmann sang, gab ein Saxofonist beim letzten Track nochmals einen obendrauf. Ja, auch bei Konzerten, die grösstenteils auf digitalen Instrumenten basieren, ist es schön, Musiker ein Instrument spielen zu sehen, bei denen man die Klangerzeugung einfach nachvollziehen kann. Sei es, wenn Graf an seinem Piano steht, oder Stadelmann sich an die Gitarre macht oder sich hinter die Drums setzt. Insgesamt war das Konzert ein grosser Erfolg für die Künstler. Und ein Riesenspass für das Publikum. Das merkte man, als man nach dem Konzert die vor Euphorie beinahe platzenden Musiker verabschiedete und die lachenden Gesichter der aus dem Saal spazierenden Menschen beobachtete.
Text: Jan Rucki
Bilder: Sam Aebi