Zoom Meeting mit einer Wärmebildkamera – Digital Christmas in der KALI Gallery3 min read
Reading Time: 2 minutesEs ist ein kühler Freitagabend. Seit Langem steht wieder eine Vernissage in der KALI Gallery an. Vorfreudig radle ich los. Doch es ist nicht viel los wie sonst, bin ich zu früh? Oder viel zu spät? Nein, das ist covid. Und um genau das geht es.
Der weisse Raum ist in einer dünnen, zarten Plastikfolie eingekleidet. Wie ein Zimmer im Umbau. Der gesamte Raum scheint jedoch zu atmen, die Folie bewegt sich bei jeder Bewegung und ist trotz diesem Eingepackten, lichtdurchlässig und weich. Vielleicht doch ein Umbau, erzeugt durch dieses Jahr? Die Galerie stellt eine nicht jurierte Gruppenausstellung von 52 internationalen Künstler*innen aus, welche eine Plattform für ihre Werke bekommen, um die aktuelle Lage darzustellen. Was ist Kunst in dieser Zeit? Welchen Wert hat sie? Was kann sie bewirken und wie agieren zu solch einer Zeit? Dies sind alles Fragen, welche in diesen Werken sichtbar gemacht werden wollen. Sei es ein konstantes Zoom Meeting mit einer Wärmebildkamera, welche die Wärme durch ein digitales Gerät, ein Laptop, versucht darzustellen. Eine sich bewegende, fast selbstzerreissende unbemalte, weisse Leinwand. Die Wut und Hilflosigkeit in dieser Zeit? Oder auch einfach der Satz des Duos Veli & Amos: What you can do today do it tomorrow.
Die Ausstellung ist breit, lässt alles zu und wertet nichts. Gesamthaft wirkt es nicht unbedingt zusammengehörig, was mit den grossen Unterschieden in Medium, Technik und Darstellung zu tun hat. Dies war sehrwahrscheinlich aber auch nicht das Ziel. Die Künstler*innen sind unterschiedlich und dürfen im gegebenen Rahmen ihre Erkenntnisse und Gefühle durch diese Zeit darstellen. Das Unjurierte lässt zudem eine gewisse Leichtigkeit, Witz und Freiheit zu. Man kann sich die Werke einfach anschauen und verstehen oder nicht, ohne einen hohen intellektuellen Hintergrund um die gesamte Ausstellung gespannt zu haben.
Trotz den grossen unterschiedlichen Werken verbindet ein Hauptproblem wohl alle Künstler*innen: Geld. Kunst war schon immer ein schwieriges Pflaster, aber zu Zeiten von Krisen leidet die Unterstützung natürlich noch mehr. Im gleichen Dilemma sind auch kleinere und unabhängige Spaces. Aber nicht nur im schon schwierigen kleinen Rahmen, auch grosse und wichtige Veranstaltungen (wie z.B Art Basel) mussten verschoben werden und Museen und Galerien schliessen. Im Kunstmarkt ist man stark auf ausländische Kundschaft angewiesen. Auf dem dritten Platz weltweit sind vor allem junge Chinesen kauflustig. Dennoch, die Kunst lebt auch zu dieser Zeit. Ich frage mich von was aber sie lebt (noch zumindest). Sie ist der Filter unserer Zeit, deckt auf, was Menschen durchleben, fühlen, vereint uns als die Wesen, welche wir sind. Auch zu Zeiten einer Pandemie. Deshalb ist es wichtig sie nicht zu vergessen, zu unterstützen, damit sie uns stützen und uns über, durch und neben diese Geschehnisse bringen kann.
Geblieben ist mir eine kleine handgefertigte Tonskulptur eines anatomischen Herzen, farbig gepunktet und mit roter, handgeschriebener Schrift: je suis…..
Ja, was bin ich eigentlich als pulsierendes Wesen? Was sind wir? Und was bist du in dieser Zeit?
Die KALI Gallery macht eine Pause bis März. Dennoch, sei nicht traurig! Für die Zwischenzeit haben sie einen digitalen Showroom kreiert. See you on the internet!