Ein Rundumschlag, der sitzt: Main Concept meldet sich zurück2 min read
Reading Time: 2 minutesDie Zahl 30 scheint 2021 einen besonderen Stellenwert im Hip Hop einzunehmen. Nachdem bereits der Schweizer Rap und MC Rene ihre Jubiläen feiern durften, kommt eine weitere Gruppe, oder besser gesagt eine Zahl, in den Kreis der 30. Für alteingesessene Hip Hopper ist die Zahl 58 seit jeher mit Main Concept verbunden.
Passend dazu startet das Album «3.0» mit dem titelgebenden Track und zeigt gleich mal, was zu erwarten ist: Wo Main Concept draufsteht, steckt Main Concept drin. Intelligente, gehaltvolle Raps, die über schnörkellose Oldschool-Beats rollen, welche da und dort mit sanftem Jazzeinschlag durch Saxophon oder Klavier brillieren. Sie haben sich kaum verändert, bleiben ihrem Stil treu, und das ist gut so! Mit kritischer Zunge wird über politische Themen gedichtet. Vom Klimawandel über den Kapitalismus bis hin zur Migrationsproblematik lassen die Münchner kein gutes Haar am Status Quo, der global vorherrscht.
Kritische Töne des Righteous Lyricist
«Keine Zeit zu warten», stellt Rapper DavidPe richtig fest, wenn sich in der Szene mehr «Trompetenschlümpfe» als Künstler tummeln und die Welt nur noch kapitalistisch dominiert wird von Machtmenschen, denn die «haben nichts annähernd Sympathisches». Neben ihm kommen hier noch Boshi San und Waseem zu Wort. Zusammen mit der unglaublich talentientierten Die P, zu hören auf «Touché», wird hier die Brücke zur jungen Generation geschlagen. Doch auch die altbekannten Wegbegleiter Vier zu Eins geben sich ein Stelldichein und zeigen auf amüsante Art, dass sie sich «Voll gut aus»-kennen.
Das bittersüsse Highlight liefert «Der ich bin» und die traurige Tatsache, dass man den Migrantenstempel nie wirklich abgewaschen kriegt. David Papo, selbst aus dem ehemaligen Jugoslawien stammend, hält der scheinheiligen Gesellschaft hier den Spiegel vor. Weil leider weiterhin zu viel Wert auf die Herkunft gelegt wird, bleibt das Gefühl: «Trotz all der Integration bleibst du ein Fremdmolekül.»
Ein bisschen Freestyle muss sein
Mit dem zehnten und letzten Track wartet Main Concept noch mit einer reinen Freestyle Session auf, was nicht verwundert, da sie sich mit dem genialen Freistilalbum «Plan 58» vor 20 Jahren im deutschen Rap verewigt haben. Für diesen Abschluss gibt sich kein Geringerer als Samy Deluxe die Ehre. Dieser sorgt für ein geiles Gefühl der Livestimmung, welches wir in den letzten 18 Monaten schmerzlich vermisst haben. Aber auch für den Wermutstropfen, denn man hätte sich nun noch zwei bis drei Freestyle Sessions mehr gewünscht.
Dauerbrenner: «Der ich bin»
NichsomeinDing: «Brecht was right»
Bild: www.musikexpress.de