Industrial 808-Grindcore aus Kenya & Bordunklänge aus Schweden: Bad Bonn Kilbi 20213 min read
Reading Time: 2 minutesVergangenes Wochenende fand erneut die Kilbi in Düdingen statt. Mit auf dem Lineup waren auch die kenyanische Band Duma und die schwedische Dronekünstlerin Maria w Horn. Zwei Acts die grundsätzlich zwei Musikalische Gegensätze darstellen, aber doch thematisch und stimmungsmässig doch nicht so verschieden sind, wie es oberflächlich scheinen mag.
Sam Karugu eröffnet das Konzert mit dem Spoken Word Track „Pembe 666“. Ein Beginn mit einer schnellen, aber doch ruhigen Rhythmik die sich in ihrer repetitiven Art zu einem dronigen Grund formt. Darüber eine verzerrte tiefe Stimme die auf Kiswahili die Offenbarung des Johannes zitiert:
„Und ich sah mitten zwischen dem Thron und den vier Wesen und mitten unter den Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande.“
Nach diesem noch ruhigen Auftakt betritt Martin Kanja (aka Lord Spikeheart) die Bühne, bereits geladen mit einer wahnsinnigen Energie. Karugu spielt den Track ein und Lord Spikeheart beginnt sogleich darüber zu Screamen und Growlen. Die Tracks erschaffen durch ihre extreme Geschwindigkeit, durch die chaotischen Drums gepaart mit Hardcore-Kicks, 808-Bässen und Synths eine enorme Energie die einem berauscht und begeistert. Die Bühne vibriert, die Menge tobt. Die Musik trägt eine enorme Energie in sich und doch ist sie trotz harten Beats elektrischen Gitarrensamples, und den extremen Schreien des Leads, nicht aggressiv, zwar ist der Sound definitiv düster und teils auch bedrohlich, aber auch verbindet man besonders auch durch die leicht an Trap-Acts wie XXXTentacion oder gar Travis Scott erinnernde Performance den Sound auch mit etwas vertrautem, etwas gar freundlichem. Ein stetig überraschendes sehr berauschendes und in jeder Art reizüberflutendes Konzert.
Auch das Konzert der schwedischen Künstlerin Maria w Horn, hat eine sehr berauschende Stimmung an sich. Jedoch überzeugt und überwältigt die Musikerin nicht mit Rhythmik und Geschrei sondern mit Allgegenwärtigen Drones, Mit Orgel- und Gongklängen, mit analogen Synthesizer und faszinierenden Harmonien.
Maria w Horn steht auf der Bühne und betätigt ihre zahlreichen elektronischen, analogen und digitalen Geräte die sie mit sich bringt um einen Sound in das Publikum zu tragen der überwältigt, in seiner schwebenden Ruhe das Publikum mit sich trägt und in eine Trance bringt. Die Harmonien die im Stile des Drones in die Länge gezogen werden und einzig die Form einer Melodie bilden in dem sie sich ablösen und somit Frequenz wechseln, ziehen den Zuhörer hinein in eine Düsterkeit die doch vertraut erscheint, aber in ihrer Lautstärke und Dichte und Omnipräsenz überfordert.
Oftmals erkennt man ein Grinsen im Gesicht der Stockholmer Künstlerin wenn sie an Reglern dreht, während sie den Sound zu formen beginnt oder bevor ein lauter Schall des Gongtons durch die B-Stage gefegt wird. Das Publikum hört gebannt zu, einzelne versuchen noch eine tanzbare Rhythmik in der Musik zu finden, doch auch die letzten bleiben schlussendlich still stehen und baden in der Trance welche die Künstlerin dem Zuhörer auferlegt.