Echolot: Auch am Freitag ein Festival ohne jegliches Pardon4 min read
Reading Time: 4 minutesDas Echolot wird auch am Freitag seinem Namen gerecht. Es sollte ein Festival mit viel Diversität, unkonventionellen Locations und überraschenden Acts werden. Wie das am zweiten Tag des brandneuen Festivals erreicht wurde, erfährst du jetzt.
Er sieht aus wie eine Filmkulisse, der Raum, in dem der Freitagabend am Echolot-Festival für uns beginnt. Wir befinden uns nämlich an der Luzerner Theaterstrasse, irgendwo hinter einer Häuserreihe bei einem Steinmetz. Aus einer Harasse gibt es ein Bierchen mit ans Konzert – wir stellen uns in die Werkstatt, in der gleich das Konzert stattfinden wird.
Die angesprochene Kulisse ist keine Kulisse, sondern eine Werkstatt, die ein Steinmetz für die Verrichtung seiner Arbeit braucht. Farbig beleuchtet und mit einer kulturellen Nutzung wirkt es aber so künstlich – und so passend zum Dargebotenen. Es ist der Überraschungsact des Freitags, wie es ihn auch am Samstag nochmals geben wird, der gleich spielt. Eine Frau, die man in Luzerns Kulturszene kennt betritt das Scheinwerferlicht, stellt sich hinter ihr Equipment, bestehend aus Midi-Geräten, Laptop und Mikrofon. Magda Drozd beschert und eine abenteuerliche Klangreise durch die Welten ihrer Musik – ihrer neuen Platte «18 Floors», welche vorwiegend aus Fieldrecordings, also Klängen aus der alltäglichen Umgebung besteht. Ihre Musik zieht uns in den Bann.
Wenig später mehrere Strassen weiter, mitten in der Neustadt: Wir betreten die Baustelle der ABL (Allgemeine Baugenossenschaft Luzern). Direkt am Himmelrich baut die Unternehmung ein weiteres, grosses Haus, das sich derzeit im Rohbau befindet. Mitten drin: Das nächste Konzert vom Echolot Festival. Wir lauschen den Klängen von Love Songs & U. Schütte. Das Ambiente ist einmalig. Der Geruch von frischem Beton dringt in die Nase, der Schall der Band dröhnt zwischen dem Gemäuer, der kühle Abend wird plötzlich wieder wärmer.
Mit einem Echolot-Spezialdrink in der Hand, aufgemischt mit Wermut und Gin, geht es weiter in Richtung Kleintheater. Hier erwarten uns zwei Bands aus zwei Kulturgenerationen. Zuerst bespielt die Luzerner Band Les Yeux Sans Visage die Bühne, die ansonsten eher Kabarettist:innen und Kleinkünstler:innen Platz bietet. Mit viel schriller, peitschender, stark verzerrter, ja manchmal fast etwas kreischender Gitarre, druckvollen Drums und Bass geht das Konzert wie im Nu um. Eine ehrenvolle Art, den Konzertabend im Kleintheater einzuläuten.
Kurze Zeit später wirkt der Raum wie ein umgekehrter Schuh. Das Berner Kollektiv Hatepop betritt nämlich die Bühne. Mit dem ersten Beat, der aus den Boxen peitscht, ist das Publikum mitten im Konzert. Die Fans werden mit der ersten Sekunde gekonnt abgeholt. Performativ wird das Konzert im Verlauf der Show ebenfalls gut – und zwar immer besser. So etwa mit dem Gast Jessica Jurassica, welche wie gewohnt vollmaskiert vors Publikum tritt. Sie provoziert, vermittelt dabei jedoch Message. Seit einiger Zeit schreibt und performt sie gegen die «Männerwelt» und demaskiert sie auch an diesem Abend ein kleines Stückchen mehr. Und dann war da auch die energievolle Punktlandung der aufstrebenden Rapperin Soukey. Das Konzert gipfelte die Performances dieses Abends zumindest in unterhaltungstechnischer Hinsicht.
Mit einem DJ-Set von Luk LeChuck starten wir in die Nacht. Etwas später wartet nämlich noch ein Auftritt von Film 2 im Lüftungsraum des Luzerner Neubads auf uns. Und ein weiteres DJ-Set von Chiri Moya, wiederum im Kleintheater. Wir machen den Schuh und freuen uns auf morgen. Augenzeugen zu Folge öffnete sich mit dem Konzert im Neubad zum x-ten Mal eine neue Welt – auch für Luzerner Kulturfreund:innen.
Auch der Freitag beweist uns Gästen das, was uns die Festivalleitung versprochen hat. Jede Location hatte ihr eigenes Flair, bei jedem Fussmarsch durch die Stadt waren wir gespannt auf die nächste Örtlichkeit. Und natürlich auch auf die Musik. Und auch die war unserer Meinung nach saumässig gut. Mit einer guten Portion Vorfreude geht es weiter in Richtung Samstag.
Der Artikel über den Festivalsamstag wird am Mittwoch auf frachtwerk.ch veröffentlicht.
Wie der Donnerstag am Echolot-Festival war, erfährst du hier.