Neben der Spur2 min read
Reading Time: 2 minutes“Uf de nebestrass gsesch meistens meh als uf de autobahn” – Eine essayistische Erkundung der Lebensstrasse von Joice Barros.
Läuft mein Leben neben der Spur an mir vorbei? Rennt mir die Zeit davon? Ist mein Studium das, was ich will? Das Leben bringt so viele Fragen mit sich und irgendwie… irgendwie haben wir nie wirklich Antworten dazu. Und wenn wir dann mal meinen, wir hätten die Antworten, dann zwängt uns das Gefühl, dass es doch die falschen sind. Es ist doch eigentlich so einfach, doch wieso stellen wir uns ständig diese unnötigen Fragen? Und auch, dass ich mir diese stelle, ist doch völliger Blödsinn…
Uns wird ständig eingetrichtert wie gut wir doch sein müssen in der Schule, stets die besten Noten zu ergattern, um dann die vermeintlich beste Uni des Landes besuchen zu können. Dann mehrere Jahre zu studieren, am besten ohne an Wiederholungstests antreten zu müssen, und in den Ende Zwanzigern endlich mal vernünftig zu verdienen. Die Jahre darauf sind bereits vorprogrammiert: Montag bis Freitag von morgens bis abends arbeiten und die einzige Motivation ist die Vorfreude auf das Wochenende, denn dann kann mensch endlich das machen was mensch möchte. Keine Gedanken an die Arbeit zu verschwenden, Zeit mit der Familie und den Geliebten zu verbringen. Mensch fühlt sich am Wochenende endlich wieder lebendig und möchte so vieles erleben und unternehmen, bevor es am Montag wieder von vorne anfängt. Das ist doch ein miserabler Teufelskreis! Fünf Tage die Woche Geld zu verdienen, um sich am Wochenende zu besaufen, weil einem nichts im Job passt. Und dann die grösste aller Fragen: Was mache ich im Leben?
Ich bin mir sicher viele Jugendliche und junge Erwachsene wundern sich, was genau ihre Bestimmung im Leben ist. Karriere? Familie und Haus? Am liebsten noch einen Hund und einen schwarzen Flitzer…
Doch wieso? Ganz einfach: Weil die Gesellschaft uns von klein auf lehrt, dass ein luxuriöses Leben das einzige Richtige ist und mensch nur mit guter Bildung und viel Cash glücklich sein kann. Aber was ich in den vergangenen Monaten, wenn nicht sogar Jahren gelernt habe (und es manchmal immer noch neu lernen muss) ist, dass es keine Rolle spielt. Klar, eine gute Bildung ist vorteilhaft und finanzielle Unabhängigkeit wäre ganz schön. Doch das muss nicht der Traum jedes Menschen sein. Das muss nicht der einzige Traum sein. Das Leben ist weder ein Wettrennen noch ein Wettbewerb. Egal, ob mensch direkt nach der Oberstufe bereits weiss, dass ein Doktortitel das Ziel im Leben ist, oder mensch erst mit 30 die eigentliche Leidenschaft findet. Wenn interessiert’s?
Bild von Joice Barros