Kultur Kunst Magazin

Instabil Edition II: Das Experiment – Der Beweis im Austellungsraum Klingental3 min read

17. Februar 2022 3 min read

Autor:in:

Array

Instabil Edition II: Das Experiment – Der Beweis im Austellungsraum Klingental3 min read

Reading Time: 3 minutes

Der Ausstellungsraum Klingental Basel wurde von insgesamt neun Kunstschaffenden zum Forschungslabor; und wir als Besuchende entweder zum Versuchskaninchen oder selbst zur forschenden Person. Was soll dabei untersucht werden? Das Leben in seiner Instabilität, in seiner Brüchigkeit, in seiner Fragilität. Was das Gemeinsame – oder grösser gedacht – die Gesellschaft darin braucht? Empathie. Doch wie viel und wie und wo erlebst du Empathie? Durch unseren eigenen Empfindung kommen wir im Gange durch die Kunsträume näher zu ihr.

«Instabilität ist das Charakteristische des Lebens; es wird durch einen permanenten und dynamischen Ausgleichsprozess, die Homöostase beeinflusst.» Eva Zornio.

Ich werde darauf hingewiesen, dass die Ausstellung mit einem vorbereitenden Raum beginnt, dem sogenannten «Rocking Chair». Vor dem Eingang steht ein weisser Plastikstuhl, eine blaue Hand liegt darauf bereit. So betrete ich den dunklen Raum an der Hand der blauen Begleithand. Darin finde ich den besagten «Chair» und lege mich hinein, ziehe mir die Kopfhörer über. Grosse Chöre singen mir entgegen, während das Grossstadtpanorama per Lichtprojektion an den Wänden um mich herum flackert.
In einer Ecke des Raumes sind Baugegenstände, ohne auf den ersten Blick klar ersichtliche Ordnung, aufgestellt. Kabel türmen sich, Monitore zählen und eine Kamera filmt die Installation, die als ebendieses Grossstadtpanorama an die Wände projiziert wird. Aus kleinen alltäglichen Gegenständen, die an Reparieren und Renovieren erinnern, wird ein ganzes Lichtpanorama geschaffen. Die Instabilität also reparieren, frage ich mich? Mit was? Und verliere mich in den Gesängen, den roten Lichtern und halte die blaue Hand fest umschlossen. An dieser Stelle werden die Besuchenden erstmals ins Labor eingeladen, in einem Raum, in dem Fragen gestellt werden können unabhängig der zeitlichen und räumlichen Einschränkung. Schliesslich erwache ich aus dem schaukelnden Stuhl, der kippenden Grossstadt und folge meiner Begleithand in den nächsten Raum.

Der zweite Raum ist ein bunter Raum, gefüllt mit verschiedenen Medien und Materialitäten.
Ein Reiseweg, geschmückt mit Fotografien, Texten und Videoaufnahmen, zeichnet sich über die linke Länge. Eine graue Plastik schmunzelt auf dem silbernen Staubsauger.
Zwei schwarze Bildschirme, in denen zwei Künstlerinnen einen bildlichen Dialog vortragen. «Telepathie lässt sich lernen und macht Sinn.» Sie senden Bananenschalen und empfangen Coronaviren, senden Atomkraftwerke und empfangen die Frisur von Pattie Smith.
Und überall sind diese Hände verteilt, eine andere wartet auf einem weiteren Stuhl, noch eine andere schaut zum Gruss bereit aus der Wand heraus. Ein Ohr, ein Arm ergänzen die Körperlichkeit, das Menschliche im Raumgefühl.

Ein weiterer Raum im Raum, abgesteckt mit Plastikblachen, birgt in seinem Innern einen kleinen Dampfdispenser, was dieser in der Luft verteilt bleibt zunächst unklar. Neugierig betrete in die Plastikstube, die Luft darin ist stickig. Am anderen Ende unter dem raschelnden durchsichtigen Vorhang hinausgetreten, fühle ich mich bereit für den letzten Teil der Ausstellung; ein Fragebogen. Ich setze mich an den Tisch, der hinten in der Ecke bereitsteht, finde darauf Bleistifte und Ölkreide.

“In which part(s) of the body do empathic experiences mainly occur?”
“Is the in-between space the location of empathy?”
“Have you experienced the oxytocin shower? If so, how did it affect you?”
“Does Touching an artwork generate empathy?”

Und mit all diesen beantworteten Fragen soll ich nun zum Schluss den Begriff der Empathie malen. So ziehe ich zwei Kreise, eine verbindende Linie.
Wie würde deine Zeichnung aussehen?

Inspiriert und mit neuen Fragen stehe ich vom rosafarbenen Kartonstuhl auf. Die Instabilität bei der Hand genommen wirkt plastisch nach: «Instabilität ist etwas Fruchtbares (…), vielleicht sollte ich ihr gegenüber positiver eingestellt sein?»

Die neun Künstler:innen haben den Ausstellungsraum Klingental in ein intensives Forschungslabor verwandelt, in dem gesellschaftliche Fragen und persönliche Prozesse offengelegt werden, begleitet und befragt werden können. Lasst uns die Experimente beginnen!

Um mehr über den Ausstellungsraum Klingental zu erfahrer klick hier

Text: Nava Ilfu

Array