«Kinderlieder zum Mitsingen sind etwas wunderschönes» – Palma Ada am Gurten Festival 20224 min read
Reading Time: 3 minutesVon Film, Kinderliedern und dem Wunsch von der Förderung des Ungewissen. Wir haben am Gurten Festival nach ihrem Auftritt mit Palma Ada gesprochen. Fazit: Eine interessante Person mit viel Talent und noch mehr zu sagen.
Palma Ada hat Film studiert. In London und auch in New York. Irgendwann kam sie zur Musik. Im Endeffekt nur wegen der Videografie: «Begonnen mit der Musik habe ich, weil ich meine eigene Filmmusik wollte.», meint die Zürcherin. Zur Filmmusik, die sie erschaffen hat, zählt zum Beispiel auch ein Teil des Soundtracks zu «Wolkenbruch».
Das Thema Film ist bei Palma Ada aber – abgesehen von ihren eigenen Musikvideos – eher in den Hintergrund gerutscht. Sie erzählt uns, dass Musik nun ihre grosse Liebe sei, aber: «Ich kann mir aber schon vorstellen, wenn eines Tages eine Gelegenheit auf mich zu kommt, dass ich mich dann kurzzeitig wieder auf das Filmemachen fokussiere.».
Musik sollte mit Gefühlen funktionieren
Wie es sich für den Film gehört, erzählt Palma Ada auch mit ihren Songs Geschichten. Die Ideen für ihre Geschichten, die schöpft sie vor allem aus Gefühlen. «Im Normalfall beginne ich nicht mit dem Text oder der Melodie, sondern mit einem Gefühl, das im Moment präsent ist. Aus diesen Gefühlen, kristallisiert sich dann immer mehr heraus, wie ich die Geschichte erzähle.». Wie Palma erzählt, übertreibt sie auch hin und wieder mal gerne und bindet sich auch an kein spezifisches Genre. «Es geht vielmehr darum, welche Musik am besten funktioniert, um diesem bestimmten Gefühl zu entsprechen das die Geschichte erzählen soll.». Aber auch für sie ist die Musik eine Art Ventil im Leben: «Auch wenn man es in etwas anderes abstrahiert, schöpft man schlussendlich aus den eigenen Erfahrungen.».
Inspiration schöpft sie aus der geerbten Kultur
Wenn man Palma Ada live erlebt, fällt einem nicht nur ihre kraftvolle Stimme auf, sondern auch ihre Bühnen-Outfits. Stets mit extravaganter Kopfbedeckung gekrönt. Die Ideen für ihren Kopfschmuck schöpft sie aus ihren Wurzeln: «Ich stand meiner Grossmutter sehr nahe. Ich kannte deshalb auch keine Deutschen Kinderlieder, sondern alles nur Slowakische oder Ungarische.». Genau diese Kinderlieder ihrer Kindheit faszinierten sie: «Ich fand die Muster [der Lieder] immer schön und auch irgendwie den Schmerz, der in diesen Kinderliedern vorhanden ist.». Der nächste Schritt lang dann quasi auf der Hand. «Ich habe Dinge welche die slowakische, ungarische und slawische Kultur vorgibt, nachgeforscht. Diese Dinge habe ich dann auf meine Kostüme und schlussendlich auch auf meine Musik angewandt.».
Apropos Kinderlieder! Palma Ada könnte sich auch gut vorstellen auf ihre eigene Art slawische Kinderlieder zu machen. Wir haben sie genau das gefragt. Ihre Antwort: «Ja, tatsächlich! Ich meine am Ende des Tages ist Pop-Musik kurz und eingängig. Dort bin ich nun halt jetzt gelandet. Das heisst aber nicht, dass ich das Genre nicht wieder öffnen kann. Aber ein gutes Kinderlied, bei dem alle mitsingen können, finde ich etwas sehr Schönes.».
«Man sollte langfristig planen und kurzfristig handeln.»
Wie bei vielen anderenKünstler:innen sind auch bei Palma Ada die Finanzen immer ein Thema. Wenn es um Pläne für die Zukunft geht, sei es vor allem eine finanzielle Frage, ob nun konkrete Dinge, die geplant wurden, auch umsetzbar seien. Ihre Lösung dafür: «Man sollte langfristig planen und kurzfristig handeln.». So ist auch das, was die Zürcherin sich für die Schweizer Musikszene wünscht nahe bei der Sache. «Ich wünsche mir, dass man Kunst also solches auch als Produkt sieht und ihr dann dementsprechend einen Wert gibt.». Sie ergänzt: «Ich denke man kann fast nicht ganz frei sein, wenn man nicht die Möglichkeit bekommt, dies auch als Beruf anerkannt zu bekommen, solange man nicht voll durch die Decke geht.».
Es brauche Förderung bei denjenigen Menschen, die lediglich Ideen haben. «Weil dann sieht man auch mal was sich entwickeln kann, wenn man einfach mal blind vertraut. Gewisse werden es verschwenden und andere werden superschöne Dinge daraus schöpfen. Ich denke das wäre genial!».
Palma Ada hat übrigens noch einige Shows vor sich! Wenn du sie auch mal erleben willst, kannst du das hier tun:
- 14. August, Winterthurer Musikfestwochen w/ Barrio Colette und To Athena
- 19. August, H2U Openair, Uster
- 26. August, Musig i de Altstadt, Aarau
Dazu ganz zuletzt noch ihr Schlusswort zu Festival- oder Club-Shows:
«Ich denke meine Musik funktioniert besser in der Nacht, aber am Festival ist schon einfach ein Vibe, den man an keinem anderen Ort erhalten kann. Heisst Andere Liebe aber gleichwertige Liebe.»