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Meatbodies ist zurück! Bandinterview am Palp-Festival7 min read

19. August 2022 5 min read

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Meatbodies ist zurück! Bandinterview am Palp-Festival7 min read

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Am vergangenen Freitag am Rocklette des Palp-Festivals spielten Meatbodies ein energiegeladenes Set. Wir hatten danach die Möglichkeit, mit der Band aus Los Angeles um Sänger/Gitarrist Chad Ubovich zu sprechen. Warum man in den USA keinen Garage-Rock mehr hören will, mit welchen Artists sie kollaborieren würden und vieles mehr erfährst du im Interview.

Das Interview mit Meatbodies machten wir gerade nach ihrem Konzert auf dem hoch gelegenen Mauvoisin. Doch geschaffen oder übermässig Endorphin-ausschüttend schienen die vier Jungs nicht zu sein. Dies lag wohl auch daran, weil es Meatbodies bereits seit 2013 gibt, wobei angemerkt werden muss, dass die Bandbesetzung sich seither bereits einige Male geändert hat. Chad Ubovich, das Brain der Band, Songwriter, Gitarrist und Sänger ist aber Bandgründer und eine Konstante. Die drei aktuellen Bandmitglieder heissen Casey Hansen (Gitarrist und Sänger), Noah Guevara (Bassist) und Dylan Fujioka (Schlagzeuger und Sänger). Folgend das angeregte Gespräch, das wir mit ihnen führen durften.

 

frachtwerk: Ist es für Meatbodies das erste Mal in der Schweiz?

Chad: Nein, wir waren schon oft hier. Wir waren jetzt wahrscheinlich so laut wie noch nie zuvor in der Schweiz. Normalerweise kommen Leute mit diesem Barometer oder was auch immer. Wir haben einmal in einem Lokal gespielt, wo sie uns ständig gesagt haben, wir sollten leiser machen. Wir haben leiser gemacht bis zum Punkt, wo unsere Verstärker ausgeschaltet waren. Sie waren so: «Ihr müsst immer noch leiser». Wir waren dann so: «Wir haben keine Verstärker! Was wollt ihr?». Somit ist es nicht ideal, in die Schweiz zu kommen, ausser man spielt draussen. Das ist mein zweites Outdoor-Konzert in der Schweiz, und es interessiert keinen. Man muss einfach in die Alpen kommen!

frachtwerk: Weisst du noch, wo das erste Konzert war?

Chad: Es war mit meiner anderen Band Fuzz. Es war an einem Festival, ich weiss den Namen nicht mehr. Wir haben am Wasser gespielt, war es vielleicht in Zürich? Ich weiss nur noch, dass wir irgendwie 2 Stunden oder so am Wasser entlang gefahren sind. Ich wusste nicht, wo ich war. Es war eine komische Zeit. Per Zufall war Anton Newcombe auch dort, ich war auf einem Boot mit Anton Newcombe. Ja, ich weiss nicht, es war eine komische Reise. Die Schweiz ist cool, es ist definitiv merkwürdig.

frachtwerk: Ihr seid ursprünglich aus Los Angeles, korrekt?

Chad: Ja, wir alle. Wir sind zusammen gross geworden.

frachtwerk: Und wie ist die Garage-Rock- und Punkszene in Los Angeles?

Chad: Ich würde sagen, sie ist tot. Sie existiert nicht. Ich glaube, es ist in Frankreich und Europa mehr verbreitet, und diese Begrifflichkeit ist den Leuten wichtiger – Garage. Die Punkszene, das ist etwas komplett anderes. Noah weiss wahrscheinlich am meisten über die Punkszene.

Noah: Ja, die Punkszene ist gerade sehr nice in L.A..

Chad: Garage ist da drüben irgendwie ein Wort mit vier Buchstaben. Wenn du versuchst, in den USA als Garage-Band aufzutreten, wollen dich die Leute nicht buchen. Als wir daran waren, unser letztes Album zu veröffentlichen, hat die Presse gesagt: «Wir müssen darauf schauen, dass wir nicht Garage sagen». Es ist komisch. Niemand will sich damit assoziieren.

frachtwerk: Gibt es dafür einen bestimmten Grund?

Casey: Der Untergang von… reden wir da drüber?

Chad: Ja, es gab dieses Ding mit Burger Records…

Casey: Wir wollen nicht mit Sexualverbrechern assoziiert werden, um es grob zu sagen. Ist es das?

Chad: Wir waren nie wirklich assoziiert mit Burger. Aber wenn man sagt, es hat Garage-Elemente, denken alle an Burger Records. Nein, wir waren nie bei Burger Records. Aber das ist schon seit Jahren so, du kommst nach Europa, und alle wollen dieses Garage-Psych Zeugs. Aber in den Staaten wollen alle weitergehen, sie wollen etwas anderes.

frachtwerk: Würdet ihr sagen, dass es bei eurer Musik einen integralen Bestandteil gibt?

Chad: Ich glaube, es ist einfach Gitarrenmusik, einfach Rock ‘n’ Roll. Ich wollte nie sagen: «Das ist jetzt, was es ist, das sind die Formen». Leider ist es immer so, dass ich schlussendlich immer noch Fuzz brauche. Es gab schon viele Male, wo wir ein neues Album aufgenommen habe und ich mir vorgenommen habe, keine Fuzz- und Verzerrerpedale zu brauchen, und dann passiert es trotzdem. Ich glaube, es ist eine tiefverwurzelte Liebe für Gitarrenmusik und Rock ‘n’ Roll. Warum sollte man etwas verändern, was man liebt? Es gibt aber sehr viele Arten von Rock ‘n’ Roll, und wer weiss wo wir als nächstes hingehen. Wir verändern uns mit dem Alter.

frachtwerk: Als Zuhörer fällt mir auf, dass eure Stimmen hoch sind. Jetzt, wo ich euch sprechen höre, habt ihr tiefe Stimmen. Ist das absichtlich?

Casey: Das ist Erschöpfung. Das ist kein Schlaf, und danach auf der Bühne schreien. Das ist das, was ich jetzt hinkriege.

Dylan: Wir sind auch älter geworden.

Casey: Wir sind durch die Pubertät gegangen.

Chad: Ich denke, wenn ich singe, habe ich sofort ein hohes Mindset. Ich versuche immer wieder tiefer zu werden, vor allem auf den neuen Songs. Ich singe einfach laut, ich schreie. Darum ist es so hoch. Aber wenn ich spreche, bin ich da unten. Da unten habe ich nicht viel Kontrolle. Ich weiss nicht, ob ich so tief singen könnte. Ich meine, schau mal bei Axl Rose. Wenn er redet, hat er eine sehr tiefe Stimme.

Casey: Ja, und wenn er singt, macht er «NANANANANA» (imitiert Axl Rose).

frachtwerk: Ihr musstet für dieses Konzert eure Gitarren ausleihen, da eure den Weg in die Schweiz nicht geschafft haben. Chad, du hast eine Telecaster, und Casey, du eine Stratocaster. Ist das etwa das, was ihr auch sonst spielen würdet?

Casey: Nein. Wir sind ständig am Wechseln. Neulich sind wir doppelhälsige Les Pauls am Ausprobieren. Wir versuchen, das Thin Lizzy-Ding zu machen. Dieser Typ (zeigt auf Noah) hat einen P-Bass, den er liebt.

Chad: Ich wollte meine Jazzmaster auf diese Tour mitnehmen, aber sie hats nicht geschafft. Nichts hat es geschafft.

Casey: Ich würde aber alles spielen. Du (Chad) würdest auch alles spielen.

frachtwerk: Ihr habt viele Parts mit harmonisierenden Gitarren. Kommt das von Thin Lizzy oder von woanders?

Chad: Als ich angefangen hab, diese harmonisierende Parts zu komponieren, wurde es viel mit Thin Lizzy verglichen, jedoch hatte ich sie da gar nicht gehört. Ich wurde erst kürzlich zum Thin Lizzy-Fan.

Casey: Ja, es tönt nicht einmal annähernd irisch.

Chad: Ich glaube, beim ersten Album gab es viel Inspiration von Iron Maiden.  Die zwei Hauptinspirationsquellen waren Iron Maiden und The Melvins. Als ich aufgewachsen bin, war ich ein grosser Iron Maiden-Fan. Es gab aber sicher auch Inspiration von Bands aus den späten 60ern wie SRC, wo es einfach eine Leadgitarre gibt. Er spielt nie Akkorde. Es gibt viele solche Bands, wo man einfach ein Psycho-Lead im Kopf hat. Ich liebe das. Aber ich mag jetzt Thin Lizzy. Er zeigt mir viel Thin Lizzy (zeigt auf Casey).

Casey: Das nächste Album wird sehr irisch sein.

frachtwerk: Mit wem würdet ihr kollaborieren, wenn ihr könntet?

Noah: Weird Al Yankovic.

Casey: Das ist echt gut, das kann ich nicht toppen. Paul Dano, als Riddler, das Werk von Meatbodies reinterpretierend, in einem Theaterspiel.

Chad: Ok, mein Traumszenario wäre, dass Iggy Pop eine neue Band braucht, und ich wäre so: «Ich kenne genau die richtigen Leute». Es ist also ich und The Stooges -ich kann das Zeugs alles perfekt spielen, plus die Sounds. Wenn man heutzutage Iggy Pop schaut, spielen sie die Drum-Beats nicht korrekt. Das ist so einen spezifischen Beat! Ich weiss nicht. Ich würde gerne mit den Stooges spielen. Oder die siebte Gitarre bei Brian Jonestown Massacre. Einfach 3 Stunden am Stück denselben Akkord spielen. Und dann angeschrien werden.

Casey: Ich würde gerne bei Magma Gitarre spielen.

Chad: Gibts die noch?

Casey: Ja, es gibt sie noch.

frachtwerk: Ty Segall spielt am Sonntag. Ihr hattet auch schon mit ihm zu tun. Wie sieht die Zukunft aus, werdet ihr vielleicht kollaborieren?

Chad: Ty ist einer von meinen ältesten Kollegen nebst diesen Jungs. Er und ich sind in Fuzz. Wir haben aber noch nie über eine Kollaboration gesprochen. Ich bin mir sicher, dass ich es tun würde, wenn er wollen würde. Also wir tun ja schon, wir sind beide in Fuzz (lacht). Aber etwas mit uns zwei, ich weiss nicht. Ich glaube, wir sind zu beschäftigt mit abhängen. Wir denken dann nicht an die Musikwelt. Wir spielen paar Konzerte mit ihm auf dieser Tour. Ich freue mich, ihn zu sehen.

frachtwerk: Danke für eure Zeit! Wo ist der nächste Halt?

Casey: Antwerpen.

 

Meatbodies waren erst vor Kurzem beim Radio KEXP in Seattle auf Besuch. Viel Vergnügen beim Zuhören!

Interview und Text: Kieran Brot und Gregory Li

Bilder: Gregory Li

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