Kolumne Kunst Magazin

Vernissage Oida – Keramikskulpturen und gspritztr’ Weisser3 min read

31. August 2022 3 min read

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Vernissage Oida – Keramikskulpturen und gspritztr’ Weisser3 min read

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Neve ist Kunstgeschichtsstudentin in Wien. Frisch in der Stadt, will sie sich Bisse der Wiener Torte gönnen. Am besten geht dies durch eine Form von Feldstudie: Man gehe vom größten anarcho Offspace bis zur elitärsten Galerie der Stadt. Von Sekt bis Bier ist alles dabei – let’s explore die Widersprüche der Kunstwelt-Milieus, welche vielleicht doch das eine oder andere gemeinsam haben.

Zufällig erzählt ein Freund über eine Vernissage im Spitzer. Ich geh spontan und nicht wissend um was es geht nach dem Schwumm in der Donau vorbei. Eigentlich bin ich nicht sehr vernissagen-freundlich gekleidet. Aber die Zeit reicht nicht aus. Die Kunst geht vor, das Ego nach hinten geschoben.
So laufe ich am vollen und überhitzten Schwedenplatz vorbei und komme in einen ruhigen Innenhof der Taborstrasse 10. Menschen sitzen gemütlich rauchend und trinkend vor dem Kulturraum des Odeon Theaters. Es ist viel angenehmer und nicht überhäuft mit szenigen Kunststudent:innen, wie ich es erwartet hatte.

Der angenehm kühle, dunkle Spitzer wirkt hip heruntergekommen, im Hintergrund läuft ein Plattenspieler. Die Fassade des Gebäudes scheint aus der Zeit des Historismus zu stammen. Menschen laufen mit ihren gspritztn’ Weissen durch den grosszügigen Raum. Das Klientel ist leger und altersdurchmischt. Keine überintellektuelle Schnösel:innen sind zu finden. Dies macht dann das Kleidungsproblem einfacher, sich in einem halb nassen Bikini, leicht peinlichen Sonnenbrand und mit dem betörenden Duft der Sonnencreme durch die Vernissage zu bewegen (vielleicht fällt dies auch nur mir auf).

Man sieht sich die Keramikskulpturen der Künstlerin Maša Bušić an. Die Ausstellung bezieht sich auf die Pandemiezeit, die dadurch geweckten Emotionen. Präsent ist das Material der Keramik. Daraus formte Maša unter anderem Anhäufungen von kleinen Gesichtern innert zwei Minuten. Masken, Vasen und Teller mit vielfältigen Texturen bespielen spielerisch die Räumlichkeiten.

 «Ich bin beeindruckt wie Keramik unterschiedliche Textur annehmen kann, von glossy bis holzig», meint Xenia, eine Besucherin.

Das zentralste Werk der Ausstellung bildet ein Kissen mit heraushängenden blonden Haaren. Maša zeigt die Transzendenz von Schlaf zu Tod. Wie nah die zwei doch beieinander sind, wie Brüder.
Mein Augenmerk richtet sich aber vor allem auf eine Papierarbeit. Die gelernte Grafikerin gestaltete überlebensgrosse Quittungen, nur codierte, schriftartige Striche sind zu lesen, «Das Kleine wird plötzlich so gross und wichtig während der Pandemie. Der Einkauf, die Rechnung in meiner Hand, ist der Beweis, dass ich noch bin», erzählt mir die junge deutsche Künstlerin ausführlich. Ich nicke, verstehe. Ich finde sie ganz sympathisch.
Maša hängte die Grafik an den Nagel um ihrer Passion der Kunst zu folgen.
Vielleicht sollte ich es auch mal mit Keramik versuchen?

«…wie bedrückend die Gesichter zum Teil aussehen, so in your face», sagt Michael, ein anderer Besucher.

Die Ausstellung ist klein, aber fein und bricht durch die Kuration der Werke und den zum Teil schon etwas bekritzelten Wände den Whitecube. Die Besucher:innen sind angenehm und gechillt, so wie die Künstlerin selbst. Ergo: Wie die Kunstschaffenden, so die Besucher:innen?
Wir werden dieser These bei der nächsten Ausgabe «Vernissage Oida» nachgehen!

Bussi aus Wien

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