Love, Peace and Happiness: Marteria hats auch mit 40 noch drauf3 min read
Reading Time: 2 minutesRapper Marteria trat im Rahmen seiner «Vollkontakt Tour 2022» letzte Woche in der Hall auf. Abgesehen von den bekannten Abrissliedern war es ein aussergewöhnlich ruhiges Konzert.
Text von Adina Steimer
Um Punkt 19.45 Uhr eröffnete Support-Act Naomi Lareine die Show. Ein spezieller Moment, wie sie dem Publikum sagt: «Zürich ist meine Home-Town.» Musikalisch unterscheiden sich Lareine und Marteria stark, Lareine bewegt sich hauptsächlich im R&B-Bereich. Trotzdem schien es den Zuschauer:innen zu gefallen – wenn auch die meisten anfänglich noch etwas verhalten reagierten. Es schien, als seien die Leute von den eisigen Aussentemperaturen noch etwas eingefroren. Lareine weckte das Publikum in der darauffolgenden halben Stunde langsam aber sicher auf.
Nach einer kurzen Pause betrat Marteria die Bühne. Der Rapper aus Rostock veröffentlichte im letzten Oktober sein fünftes Studioalbum «5. Dimension» und spielte im Rahmen der «Vollkontakt Tour 2022» das einzige Schweizer Konzert in der «The Hall», die am Rande der Stadt Zürich liegt.
Überraschendes Bühnenbild
Bereits beim ersten Song fiel das Bühnenbild auf. Vor einer grossen LED-Wand stand eine kleinere, zusammen ergaben sie ein stimmiges Bild. Die Designs waren auf die Songs abgestimmt: Manchmal zeigte die Wand einen farbigen Himmel, mal Smileys, mal den Rapper in Grossformat. Das Design-Konzept unterstrich die jeweiligen Botschaften und trug zur guten Atmosphäre bei.
Marteria spielte einige Songs aus seinem aktuellen Album, aber auch die Klassiker wie «Endboss» fehlten nicht. Doch etwas war anders als an vergangenen Marteria-Konzerten. Die Stimmung war weniger aufgeheizt. Denn unter den Songs befanden sich auch ruhigere Nummern, die auf der Set-List der letzten Tour keinen Platz fanden. Lieder, die Marteria aber sehr wichtig sind, wie er dem Publikum sagte. So spielte er etwa das Lied «Amy’s Weinhaus», das 2010 im Rahmen des Albums «Zum Glück in die Zukunft» veröffentlicht wurde. Zehn Jahre habe er den Song nicht mehr live gespielt, umso bedeutungsvoller sei es für ihn, diese alten Songs wieder mal live zu performen. «Für die, die seit Tag Eins dabei sind», so Marteria.
Als Marteria die Bühne kurz verliess und das Marsimoto-Logo eingeblendet wurde, machte sich eine verheissungsvolle Stimmung in der Halle breit. Normalerweise spielt der Rapper auf den Konzerten eine kurze Einlage seines Alter-Egos «Marismoto». Doch diesmal war es bloss eine Ankündigung für ein letztes Marsi-Album. Die Enttäuschung von einigen im Publikum war spürbar.
Abriss in den letzten 20 Sekunden
Nach dem Trailer gab Marteria viele weitere Lieder zum Besten, so auch seine Hits «Kids» und «OMG». Alles in allem eine sehr solide Show. Der Rapper performte ohne Playback, eine Seltenheit im deutschen Rap-Zirkus, sein Shirt war nach 15 Minuten komplett nass geschwitzt. Einsatz pur. Auch das Bühnenbild war top, die Sänger:innen sowie Musiker:innen um Marteria sowieso. Und dass er eine vergleichsweise ruhigere Show spielte, war etwas Neues. Nicht schlecht, trotzdem sind die Abrisslieder live eine andere Nummer. Das zeigte sich bei den immer gleichbleibenden «letzten 20 Sekunden». Abriss, in gewohnter Marteria-Manier. Das war wie immer legendär.
Titelbild: Adina Steimer