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Vielschichtige und rundum ausgeklügelte Live-Experience von King Gizzard and the Lizard – Tequila, Moshpits und Rap inklusive!5 min read

21. März 2023 4 min read

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Vielschichtige und rundum ausgeklügelte Live-Experience von King Gizzard and the Lizard – Tequila, Moshpits und Rap inklusive!5 min read

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Das X-TRA war am vergangenen Donnerstagabend ausverkauft. Grund dafür war genug vorhanden – die Psych-Rock-Band King Gizzard and the Lizard Wizard (mit Support von Los Bitchos) hat die Wände zum Beben gebracht!

Erste Frühlingsgefühle kamen am letzten Donnerstag Frühabends in Zürich auf, bei gemütlichen Temperaturen versammelte sich die erste Traube von Fans der australischen Band King Gizzard and the Lizard Wizard (KGATLW) vor dem X-TRA-Eingang. Kaum ins X-TRA eingetreten, lockte der Merch-Stand mit einem kunterbunten Angebot an T-Shirts, Plakaten und LPs. Der Normalo-KGATLW-Konzertbesucher war ein Mann mit längeren Haaren in den Enddreissigern und Vintage-angehauchter Mode. Tatsächlich waren die Konzertbesuchenden erstaunlich vielfältig mit einigen Frauen und einer breiten Altersspanne.

Los Bitchos wärmten die Crowd mit sommerlichen Vibes auf

Bereits vor dem Beginn des ersten Sets des Abends fanden sich viele aufgeregte Fans vor der Bühne ein. Die in London basierte Support-Band Los Bitchos kamen zu fünft inklusive eines Mannes auf die Bühne. Sie starteten mit sehr tanzbarem und instrumentalem Indie-Pop, der sich gegen Ende des ca. 40-minütigen Sets zu einem etwas energetischeren Sound entwickelte. Der Gesang wurde sehr sparsam eingesetzt in Form von Sprechgesang und Chants. Die Instrumentierung bestand aus einer psychedelischen Lead-Gitarre, einer sehr konstanten Rhythmus-Gitarre, einem harmonisch begleitenden Synthesizer, einem Schlagzeug und einem präsenten Bass. Dabei wurden auch verschiedene Percussions-Instrumente, darunter Congas, Cowbell und andere Trommeln verwendet. In der Mitte des Sets widmeten sie ihren Song “Lindsay goes to Mykonos”, der erst gerade als schwanger angekündigten Lindsay Lohan. Diese Ansage untermalte die befreite Art des Bandimages. Klangfarbe und Stimmung waren wenig abwechslungsreich, auch durch die meist gleiche Funktionsverteilung der Musiker*innen. Es kam aber ein sommerliches Gefühl auf und sorgte für lockere Stimmung. Es bleibt aber die quengelnde Frage, ob KGATLW mit Los Bitchos die richtige Support-Act-Band gewählt hat, da KGATLW deutlich technisch souveräner ist. Jedoch brachten sie durch die Frauenbesetzung Diversität mit rein.

Vielfältige Darbietung in bekannter King Gizzard and the Lizard Wizard-Manier

Das letzte Lied von Los Bitchos läutete bereits das Konzert von KGATLW ein – denn die australischen Musiker brachten für die ganzen Bühnenbesatzung Tequila Shots mit. Der gecoverte Song “Tequila” (Original: The Champs) wurde im Anschluss darauf von der fünfköpfigen Band gespielt.

Nach einer längeren Erfrischungspause betraten die sechs australischen Rock-Götter endlich die Stage. Seit anfangs März sind sie in Europa auf Tour und hatten somit bereits einige lange Sets hinter sich gebracht. Dies merkte man ihnen äusserlich ein wenig an. Doch rein technisch mangelte es ihnen an nichts. Es war ein sehr abwechslungsreiches und professionelles, doch auch bodenständiges Marathonset. Es fehlte wirklich an nichts – es wurde mikrotonal gespielt, die Energie- und Tempo-Bandbreite war enorm und das Instrumentarium war wie erwartet sehr vielfältig. Es wurden insgesamt Querflöte, verschiedene E-Gitarren, darunter auch die berüchtigte “Flying Microtonal Banana”, Drums, verschiedene Synthesizer, darunter auch einen Modularen, Mundharmonika, Saxofon, Bass, Perkussionsinstrumente, markante Vocals und nicht zu vergessen – etliche Effekte benützt. Durchgedrungen sind vor allem ihre sehr vielschichtigen Gesangsspuren und ihre Skills an den Gitarren. Der Schlagzeuger Michael Cavanagh stach zudem heraus, da er souverän und stets im Takt spielte trotz lauten Geräuschpegels des Publikums. Insgesamt wurden Songs aus 11 ihrer 23 Alben gespielt. Es war ein rund 2-stündiges Set, das ein Auf und Ab an Klangintensität, Energie und Stimmungen mit sich brachte. Die Übergänge zwischen den Liedern waren stets fliessend. Dies ist beachtlich, da die Band jeden Konzertabend eine andere Setlist hat. Und auch darum, weil sie zwischen Alben hin- und hersprangen. Die Visuals seien hier auch noch erwähnt, die visuell und atmosphärisch die Live-Experience abrundeten.

Das Konzert

Stu Mackenzie begrüsste die Crowd kurz und knapp und ab dann stand die Musik im Fokus. Von erster Sekunde an gab es dank ihres fulminanten Anfangs-Songs “Evil Death Roll” einen Moshpit. Daraufhin sangen einige vom Publikum beim jammigen Lied “Ice V” lauthals mit. Mit ihrem dann abrupten Wechsel zum Album “Murder of the Universe” gingen bei der Crowd alle Stränge durch. Es wurde gehüpft, geheadbangt und Moshpits eröffnet. Dann kam “Magma”, das Lied, das den ganzen Saal zum Schweigen brachte. Es fing schleichend an und baute immer mehr auf, bis es zur grossen Eruption kam. Es gab einen Instrumentenwechsel – die Mikrotonalität nahm überhand in Form von dem Fan-favourite “Billabong Valley” mit Lead-Vocals von Ambrose Kenny-Smith. Danach kamen weitere mikrotonale Stücke von den Alben “K.G.” und “L.W.”, die mit trippigen Visuals bereichert wurden.

Im Nachgang wurde es technoid und die Gitarren wurden gewechselt. Mit den Stücken “Inner Cell”, “Loyality” und dann speziell “Horology” wurden die ganzen Konzertbesuchenden in den Bann gezogen. Dies zeigte sich anhand von der Eröffnung eines Saal-übergreifenden Moshpit, der aufgrund von schlechtem Timing nicht ausgenutzt werden konnte, dafür aber für Aufwind sorgte. Und dann folgte stilbrechend – “Hell” – die Thrashmetal-Nummer des Albums “Infest the Rats’ Nest”. Als wären nicht genug Endorphine ausgeschüttet worden, folgten darauf die aufbrausenden Songs “Predator X” und “The Great Chain of Being”.

Die Jungs wagten einen weiteren Stilbruch – mit “Grim Reaper” brachten sie sogar noch Rap mit ins Spiel. Ambrose Kenny-Smith tat dies mit einer Brillanz und Verrücktheit. Zur gleichen Zeit spielte Stu Mackenzie die Querflöte und Joey Walker betätigte den Modular-Synthesizer. Zum Schluss holte der Frontmann Stu, die Los Bitchos zurück auf die Bühne. Nach einer weiteren Runde Tequila wurde zu Zehnt eine Mischung aus “Trapdoor” (KGATLW) und dem zuvor erwähnten “Tequila” (Los Bitchos) gespielt. Dies sorgte für eine aufgeheiterte Stimmung und positive Note zum Schluss.

Afterparty und nächstes Konzert

Nach der Live-Experience haben im X-TRA Musikcafé Gamma Kite eine fünfköpfige Band aus Frauenfeld gespielt. Sie sind laut eigener Meinung eine Indie-Dream Bedroom Pop-Band, wobei aber angefügt werden sollte, dass sie auch psychedelische und Shoe Gaze-Anteile mit in den Live-Auftritt reinbrachten.

Wer den Live-Gig von KGATLW verpasst hat, der hat Glück – sie kommen bereits am 14. August zurück in die Schweiz! Genauer statten sie dem Rock-Festival Palp im Val de Bagnes einen Besuch ab, nachdem sie letztes Jahr ihren Gig an demjenigen Ort krankheitsbedingt absagen mussten. Tickets sind hier erhältlich. In der Zwischenzeit kann folgend in den Sound von KGATLW eingetaucht werden:

Mitautor: Kieran Brot

Photo Credits: Miruna Nat

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