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Zurück im Sittertobel: Das OpenAir St. Gallen 20234 min read

5. Juli 2023 3 min read

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Zurück im Sittertobel: Das OpenAir St. Gallen 20234 min read

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Nun ist es schon wieder eine Woche her, seitdem es die Menschen wieder einmal in Scharen ins Sittertobel gelockt hat. Auch wir folgten den Schlamm-Spuren, die den Weg bereits vom Bahnhof führten, und tauchten für zwei Nächte ein ins OpenAir St. Gallen.

Von Linda Zihlmann

Wie immer am letzten Juni-Wochenende fand auch dieses Jahr die bereits 45. Ausgabe des OpenAir St. Gallen im Sittertobel statt. Grosse Acts wie Macklemore, Kraftklub, Peter Fox und Tash Sultana, aber auch zahlreiche schweizer Bands und Künstler:innen zogen insgesamt über 110’000 Besucher:innen an. Diese trotzten, wie jedes Jahr, entschlossen dem Regenwetter. Der Schlamm gehört in St. Gallen schon fast so sehr dazu wie das «Bioar» und die Konzerte selbst. So waren ab Freitag zwar bereits die Gummistiefel und Regenponchos im ALDI-Store ausverkauft. Die Stimmung war aber so ausgelassen wie immer.

 

Rein ins Getümmel

Wir kamen am zweiten Festivaltag an. Daher verpassten wir leider schon erste Acts wie Von Wegen Lisbeth, Nathalie Froehlich oder Wanda. Ab Freitag gaben wir uns aber rein ins Getümmel. Genau pünktlich schafften wir es auf die ersten Klänge des Italo-Disco Sounds von Valentino Vivace. Dessen violetten Schopf sichteten wir auf der Intro-Stage bereits von Weitem. Seit seinem im November veröffentlichte Debütalbum «Meteoriti» ist der Tessiner in aller Munde. Auch in St. Gallen standen die Leute, die zuerst vielleicht nur vom «Schärme» der überdachten Bühne angelockt wurden, nach dem ersten Song nicht mehr still. Mit seinen schnulzigen italienischen Texten eingebettet in Disco-Sounds inspiriert von 80er Jahre Popmusik, gewann er das Publikum für sich und es wurde munter getanzt.

Bereits bekannt war, dass einer der grossen Headliner Lewis Capaldi sein Konzert an diesem Tag leider kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste. Einen ebenbürtigen Ersatz liess sich auf die Schnelle leider nicht finden, weshalb es uns an diesem Tag nur kurz für RIN an die grosse Sitterbühne gelockt hat. Am Konzert des Deutsch-Rappers wird, wie es sich gehört, laut mitgesungen und in Moshpits herumgeschubst. Denn: Der 29-Jährige weiss, wie man ordentlich Stimmung macht.

Danach hielten wir uns lieber wieder bei den kleineren Bühnen auf, bei welchen uns vor allem die Performance von NURA in Erinnerung blieb. Sie brachte mit ihren Tanzeinlagen und meinungsstarken Texten über Feminismus, Hass und Rassismus, uns etwas Abwechslung in die doch sehr Männer-lastigen Performances auf der Hauptbühne.

 

Zelt-Stadt im Sittertobel

Am Samstag zog es uns dann vor allem auf den Zeltplatz. Dort befragten wir überwiegend betrunkene Festivalbesucher:innen zu ihren bisherigen Highlights und Lyrics-Kenntnisse. Das Abhängen auf dem Zeltplatz hat in St. Gallen generell eine grosse Bedeutung. Es scheint als wäre das Line-Up am heutigen Tag nur Nebensache, so lange die Stimmung gut und das Bier kalt ist. Viele sind bei unserem Song-Quiz meist schon stolz, wenn sie sich daran erinnern konnten, wer heute überhaupt noch spielt.

Trotzdem wurde die Vorfreude auf die Headliner des heutigen Abend oft geäussert. So ist der Platz vor Hauptbühne jeweils vor den Performances von The Lumineers, Kraftklub und Macklemore rappel voll. Nach einer eher nostalgischen und emotionalen Stimmung während des Konzerts der Indie-Folk Band The Lumineers, wurde dann wie von vielen antizipiert, das Konzert der Chemnitzer-Band Kraftklub zum Highlight des Abends. Die Band, wie Leadsänger Felix Brummer es sagte, wusste, «dass die Leute an Festivals oft mal keinen Bock auf neue Musik haben». Daher spielten sie viele alte Klassiker, zu welchen die Menge lauthals mitgrölte. Als Überraschung kamen zwei Mitglieder der Band Blond, auf die Bühne. Gemeinsam performten sie ihren Collab «So schön» vom neuen Kraftklub Album. Das Publikum liess sich von der unermüdlichen Energie auf der Bühne mitreissen. So machte auch niemandem das wiedereinsetzende Regenwetter etwas aus.

 

Macklemore in den Top 3?

Nach einer kurzen Verschnaufpause hallten dann wenig später schon die ersten Hymnen von Macklemore durch die Nacht. Hits wie «Thrift Shop» oder «Can’t Hold Us» wolle wohl keiner missen. Macklemore selbst betonte immer wieder, wie sehr er dieses Festival und die Stimmung liebt. Und allgemein hörten wir ihn an diesem Abend wohl mehr Sprechen als Singen. Dank seiner ausschweifenden Band-Vorstellung wissen wir nun, zu welchem Barber sein Trompeter in Seattle geht, dass sein Trommler ein 4,5-Pack hat und dass sein DJ ein «Mom»-Tattoo auf seiner Brust hat.

Daran, ob all diese Infos nötig waren, lässt sich zweifeln. Aber wir haben uns von seiner Show auf jeden Fall köstlich unterhalten gefühlt. So sehr, dass wir nach dem Konzert sogar intensiv darüber diskutiert haben, ob es nun tatsächlich sein kann, dass Macklemore es in unsere Top 3 Performances des Festivals geschafft hat. Einig waren wir uns nicht ganz. Doch allein wegen der Überlegung liess sich für uns festhalten, dass das OpenAir St. Gallen wohl schon stärkere Line-Ups hatte.

Die grossen Namen performten wie erwartet und lieferten gute Stimmung. Man vermisste aber etwas die Überraschungs-Performances und die exklusiven Highlights an diesem Festival. Die Veranstalter:innen ziehen auf jeden Fall aber eine positive Bilanz. Da die ersten 5000 Viertagespässe für nächstes Jahr bereits wieder ausverkauft sind, dürfen sie das wohl auch. Für die treuen Anhänger:innen gehören die vier gemütlichen Tage im Sittertobel einfach dazu und dass können wir ihnen definitiv nicht übelnehmen.

 

Bild: Julius Hatt

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