Ski Aggu: Ernsthaft ironisch2 min read
Reading Time: 2 minutesSki Aggu verkörpert eine neue Welle des Deutschrap: lustig, etwas ironisch, raptechnisch aber kredibel. Letzten Donnerstag brachte er das Publikum im Zürcher Dynamo ordentlich zum Schwitzen – auf mehreren Ebenen.
von Adina Steimer
«Ski Aggu rappt mehrdeutige Texte auf Technobeats» – so erklärte ich meiner (etwas älteren) Arbeitskollegin Ski Aggu. Dass diese Beschreibung dem Rapper aus Berlin-Wilmersdorf nicht gerecht wurde, zeigte sich schnell. Obwohl «schnell» am vergangenen Donnerstagabend im Dynamo Zürich relativ erschien. Denn der Einlass verzögerte sich um eine gute Stunde, die ersten Besucher:innen wurden bereits nervös. Der Grund: Ein Feueralarm. Erst als die Sicherheit für die Konzertbesucher:innen gewährleistet werden konnte, startete der Einlass.
Verspätung? Egal!
Mit reichlich Verspätung startete Ritter Lean als Voract in den Abend. Ritter Lean, bürgerlich Adrian Tillmann, dürfte Fans der Netflix-Serie «Biohackers» ein Begriff sein. Er spielt in der Serie eine Hauptrolle, rappt eher nebenbei. Sein Auftritt auf der Bühne war sympathisch, wenn auch etwas chaotisch. Aber: Ohne Ritter Lean würde es Ski Aggu als Rapper nicht geben. Wie Ski Aggu auf «Broker» auch beschreibt: «Ich hab‘ aus Spass gerappt, aber releaste keine Sachen / Adri meinte, ich soll’s einfach machen.» Mit ebendiesen Song eröffnete Aggu nach Ritter Lean zügig die Show, um die Verspätung aufzuholen. Die Menge drehte auf, hatte Lust auf Abriss. Ein Moshpit folgte auf den nächsten, die Hände gingen nach oben, Leute tanzten und sprangen. Der wohl überraschendste Moment ereignete sich gegen Anfang des Konzerts: Wegen einer angeblichen Tonpanne konnte die Technik eine ganze Weile nur den Schweizer Klassiker «W. Nuss vo Bümpliz» anspielen. Der Menge gefiel es.
Ein Rapper im Wahlkampf
Zentrales Motto des Abends war die «Ski Aggu Partei», kurz «SAP», die Tour trägt den Namen «Wahlkampftour 2023». Ski Aggus Auftritt war laut eigener Aussage «eine Parteiversammlung» und das Publikum nun «Parteimitglieder» der obengenannten «SAP». 2025 möchte Ski Aggu Bundeskanzler werden, natürlich alles mit einem grossen Augenzwinkern. Diese leicht ironische Färbung des Tuns von Ski Aggu ist eine zentrale Säule des Rappers.
Neben alten Songs wie «Super Wavy» oder «Weisswein mit Pappbecher» spielte Ski Aggu auch unreleaste Songs seines Albums «denk mal drüber nach», das am 13. Oktober 2023 erscheinen wird. Besonders auf den älteren Liedern zeigte Ski Aggu, dass er mehr ist, als doppeldeutig Rhymes auf Elektrobeats zu rappen.
«Mietfrei» spielte Aggu gemeinsam mit Ritter Lean in einer Piano-Version, es war der einzige Moment des Konzerts, in der das Publikum ruhiger wurde. Kurz darauf wurde mit «Friesenjung» oder «Party Sahne» wieder in üblicher Aggu-Manier weitergefeiert. Auch Ski Aggu entging die Hitze der Menge nicht: «Hier drin ist echt heiss», meinte er zum Publikum gewandt.
Gegen 22.45 Uhr verabschiedete sich Ski Aggu mit der originalen Version von «Mietfrei». Ein überraschend gutes Konzert ging damit zu Ende.
Der nächste Auftritt von Ski Aggu in der Schweiz findet am 20. Oktober 2023, 17 Uhr, beim Big Air Chur statt.