Gewinne 2×2 Tickets für «Gemischtes Doppel»: Ein Abend – zwei Performances6 min read
Reading Time: 4 minutesMit den Veranstaltungen «Gemischtes Doppel» bietet der Südpol zwei Performances an einem Abend an: «Der Brief an dich» und «Sky Talks». Vor der Premiere am 30. November durfte ich mich mit den Choreografinnen und künstlerischen Leitungen der Stücke austauschen und ihnen drei fast identische Fragen stellen. In diesem Beitrag erhältst du einen kleinen Einblick in die Vorbereitungen und die Stücke, sowie die Chance auf 2×2 Tickets für die Samstagabendvorstellung.
Beim Lesen der beiden Beschriebe sind verschiedene Parallelen aufgefallen, welche die beiden Stücke vereinen und Gemeinsamkeiten aufzeigen. Dies war eine ideale Ausgangslage, um den Choreografinnen und künstlerischen Leitungen der Performances I-Fen Lin und Ilaria Rabagliati jeweils drei ähnliche Fragen zu stellen – und dabei natürlich drei Mal eine andere Antwort zu bekommen. An den drei Veranstaltungsabenden treffen zwei Künstlerinnen aufeinander, welche an ganz unterschiedlichen Punkten in ihrer Karriere stehen und in ihrer Arbeit verschiedene Ansätze verfolgen. Die drei Fragen und Antworten geben uns bereits vor der Premiere am 30. November 2023 einen kleinen Einblick in die Projekte und deren Vorbereitungen.
one and many/ I-Fen Lin: Der Brief an dich
Für diejenigen, die gegangen sind, und diejenigen, die bleiben werden, bis zum Ende des Atems. Ob negativ oder positiv, der Unterschied liegt nur in der subjektiven Wahrnehmung des Einzelnen.
Wir alle haben irgendwann mal in der Schule gelernt, dass «Minus mal Minus» wieder «Plus» ergibt. Ist also genug Negatives vorhanden, kann es sich durchaus wieder zum Positiven wenden. Doch ist das immer so einfach, wie es scheint? Das Kolletiv «one and many» von I-Fen Lin und weiteren Kunstschaffenden macht sich im ersten Stück «Der Brief an dich» auf die Suche nach einer Antwort. In einer experimentellen Herangehensweise treffen Sprache, Bewegung und Musik aufeinander und generieren schlussendlich das Werk: eine Performance mit Tanz, Text, Musik und der Kraft der Negativität. Dadurch nehmen die individuellen Erfahrungen und Sichtweisen der einzelnen Performenden einen grossen Einfluss auf das Ergebnis.
Als Arbeitsmethode bezieht sich das Projekt auf das Prinzip des Tao, das die Welt als ein Ganzes betrachtet und in dessen Perspektive die Dinge keinen höheren oder niedrigeren Wert haben. Alles ist neutral. Die positiven und negativen Aspekte werden nur durch das subjektive Bewusstsein bestimmt.
3 Fragen an I-Fen Lin:
Interdisziplinarität: Worin besteht für dich der Reiz, ein interdisziplinäres Projekt aufzugleisen?
Für mich kann keine der Disziplinen für sich alleinstehen. Als Künstlerin mit einem tänzerischen Hintergrund geht es für mich beim Tanz um Bewegungen in jeder Form, den Körper, die Stimme, den Klang, die Emotionen, die Assoziationen zu den Bildern, die wir ständig erschaffen und wahrnehmen. Tanz ist ein Mittel, um alle miteinander zu verbinden, und um zu realisieren, was Tanz für mich bedeutet, reizt mich ein interdisziplinäres Projekt, das auf choreographischem Aufbau basiert, sehr.
Lässt sich die Welt durch einen erwachsenen rationalen Blick besser verstehen?
Ich kann mir vorstellen, dass es zu dieser Frage tausende von Meinungen oder Diskussionen gibt, aber ich weiß es nicht und kann es nicht sagen, denn ich stelle mir seit Jahren die gleiche Frage und kenne die Antwort immer noch nicht für mich.
Planung versus Spontaneität: Welche Rolle spielten Planung und Spontaneität in den Proben und in der Vorstellung?
Die Planung gibt uns einen Rahmen für das, was wir suchen, z. B. die Themen, die Bilder und den Auftrag, den das Projekt vermitteln will. Und die Spontaneität gibt den Raum für die Kreativität und bestimmte Qualitäten, die sich aus den Gewohnheiten der beteiligten Künstler ergeben.
Ilaria Rabagliati: Sky Talks
Sometimes I exist in every direction. I like becoming transparent to let the wind through me. I look at the sky. And I wonder: how many blues are there? If I would assign colors to every person I know, who would get the color of the sky? I see a cloud. I fill myself with it’s consistency. I run and then I fly and I make no noise to not scare the sky (Ausschnitt aus dem Textmaterial für «Sky Talks», Ilaria Rabagliati).
Zwei Tänzerinnen, Videoprojektionen, Musik, Text und ein choreografisches Spiel mit unserem Bezug zur Fantasie. Wir Erwachsene sehen die Welt oft durch Fakten. Wir wissen, was möglich ist und was nicht, kennen wissenschaftliche Gesetze, die uns die Natur erklärbar machen. Auf der Suche nach der Befreiung von diesem eingeprägten rationalen Denken und inspiriert von Yoko Ono’s Texten aus dem Buch «grapefruit» (1964), lädt «Sky Talks» zu einer poetischen Reise ein. Die drei Medien Tanz, Video und Musik kreieren eine spielerische Perspektive auf unsere Weltanschauung. Es entsteht ein Kosmos, in dem die Grenze zwischen Fantasie und Realität durchlässig wird.
Die Luzerner Tänzerin und Choreografin Ilaria Rabagliati wurde bei ihrem Projekt «Sky Talks» durch das Programm «Danse & Dramaturgie CH» begleitet und dramaturgisch unterstützt. Das Programm bot ihr die Möglichkeit, die Choreografie während verschiedener Residenzen in unterschiedlichen Schweizer Städten zu entwickeln und zu proben (Theatre Sévelin 36 Lausanne, Dampfzentrale Bern, ROXY Birsfelden, Südpol Luzern). Gleichzeitig entstand das Stück im Rahmen einer Koproduktion mit dem Südpol, wobei dieser die Möglichkeit bietet, das Kurztanzstück auch in dessen Räumlichkeiten aufzuführen.
3 Fragen an Ilaria Rabagliati:
Interdisziplinarität: Worin besteht für dich der Reiz, ein interdisziplinäres Projekt aufzugleisen?
Tanz mit anderen Kunstrichtungen zu kombinieren und somit auch mit Künstler:innen verschiedener Sparten zusammen zu arbeiten, fasziniert mich. Dabei geht es mir nicht nur um das Endprodukt, sondern genau so sehr um den eigentlichen Prozess. Im Zusammenarbeiten müssen wir flexibel werden, uns von gewohnten Arbeitsmechanismen lösen und gleichzeitig dürfen wir uns von neuen Inputs inspirieren lassen. Dies erlebe ich als Herausforderung und Bereicherung zugleich, was mich als Choreografin und Tänzerin weiterbringt.
Lässt sich die Welt durch einen kindlich verspielten Blick besser verstehen?
Ich bin überzeugt, dass wir den kleinen Dingen im Leben mehr Aufmerksamkeit schenken können, wenn wir die kindliche und somit neugierige Perspektive nie verlieren. Ob wir die Welt dadurch besser zu verstehen lernen, ist wohl für alle Menschen unterschiedlich. Für die Entstehung von «Sky Talks» haben Joana Hermes (meine Mittänzerin) und ich eine Fantasiewelt kreiert, in der die Grenzen zwischen Möglichem und Unmöglichem verschwimmen. Es ist spannend, dieses Gefühl in unsere reale Welt mitzunehmen.
Planung versus Spontaneität: Welche Rolle spielten Planung und Spontaneität in den Proben und in der Vorstellung?
Beides ist wichtig, vor allem in den Proben. Erstmals wird improvisiert und ausprobiert – alle Türen stehen der Spontanität offen, um Bewegungsmaterial zu generieren. Ohne Planung, sei es in den Vorbereitungen aber auch in den Proben selbst, wäre es jedoch unmöglich, auf ein Endresultat zu kommen. In «Sky Talks», wie es auf der Bühne zu sehen sein wird, ist für die zwei Tänzerinnen beides wichtig – Planung für choreografierte, präzise Bewegungen und Spontanität für das individuelle Erleben und Umsetzen im Moment.
Vielen Dank, I-Fen Lin und Ilaria Rabagliati, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meine Fragen zu beantworten.
Veranstaltungsinformationen
Do, 30.11.2023, 19:30
Fr, 01.12.2023, 19:30
Sa, 02.12.2023, 19:30
Eintritt: CHF 25 | CHF 15 (Mini) | CHF 35 (Soli)