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Glam against Depression: Wenn Nägel mehr sind als nur Accessoires4 min read

13. Dezember 2023 3 min read

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Glam against Depression: Wenn Nägel mehr sind als nur Accessoires4 min read

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Annie Kahri und Joséphine Meylan betreiben gemeinsam das Nagelstudio «Glam-Nailz». Was einst als Hobby begann, hat sich zu einem Ort des lebendigen Austauschs und kreativen Schaffens entwickelt. Wer das Studio betritt, soll die «Slay-Attitude» in sich spüren. Im Interview erzählen uns die leidenschaftlichen Britney-Spears-Fans, wie sie die Welt der Nagelpflege neu interpretieren und warum Farbe für sie weit mehr als nur ein ästhetisches Element bedeutet.

 

frachtwerk: Wie ist «Glamnailz» entstanden?

Joséphine: Am Anfang hatten wir nicht vor, ein Nagelstudio zu eröffnen. Wir wollten uns einfach etwas Gutes tun. Wir waren zusammen in einem Supermarkt auf dem Lande und stiessen auf ein Beauty-Nagel-Set. Obwohl dieses Set nicht viel taugte, war es der Ausgangspunkt.

Annie: Genau, wir hatten genug davon, dass der Nagellack immer so schnell abblätterte. Also begannen wir gemeinsam zu experimentieren. Es hat nicht sofort perfekt funktioniert, aber es hat Spass gemacht, etwas Cooles für uns selbst zu kreieren.

Joséphine: Allmählich zeigten auch andere Leute Interesse an unserem Hobby, und überraschenderweise fragten uns Fremde, ob wir nicht auch ihre Nägel machen könnten.

frachtwerk: Das Ganze entstand also aus einer Self-Care-Idee?

Annie: Genau, und das wollen wir beibehalten. Jede:r, der:die in unser Studio kommt, soll sich wohlfühlen und die besondere Atmosphäre spüren können. Nägel machen, das hat auch viel mit Berührung zu tun. Das ist etwas sehr Zwischenmenschliches. Wir verbringen oft bis zu zwei Stunden mit unseren Kund:innen – und dabei entstehen interessante Gespräche.

«Manchmal ist es fast wie eine Therapie-Debriefing-Stunde.»

frachtwerk: Erzählen euch eure Kund:innen Geheimnisse?

Joséphine und Annie: Ja! (lachen)

Joséphine: Manchmal ist es fast wie eine Therapie-Debriefing-Stunde. Die Leute setzen sich hin und fangen an, uns Dinge zu erzählen. Das freut uns natürlich, denn das zeigt, dass sie sich wohlfühlen. Das ist auch das, was uns in diesem Studio am meisten Freude macht. Natürlich mögen wir auch die handwerkliche Seite, aber genauso schätzen wir den Smalltalk und die Nähe, die dabei entsteht.

frachtwerk: Würdet ihr eure Arbeit als eine intime Tätigkeit bezeichnen?

Joséphine: Nicht das Nägel machen an sich, aber der Kontakt, der dabei entsteht, kann schon etwas Intimes haben. Vieles hängt von der Person ab, die zu uns kommt, von der Atmosphäre. Aber natürlich handelt es sich immer noch um eine Dienstleistung. Das schafft eine Grenze, die wichtig ist.

Annie: Wir arbeiten immer zu zweit und sitzen nebeneinander. Zwischen uns und den Kund:innen ist ein Tisch.

frachtwerk: Wie unterscheidet ihr euch von herkömmlichen Nagelstudios?

Joséphine: Wir arbeiten nicht im Akkord. Das ist immer noch ein Nebenverdienst, deshalb gehen wir das Ganze vermutlich etwas anders an.

Annie: Es geht uns auch darum, ein Erlebnis zu bieten. Dadurch heben wir uns von anderen ab. Unser Studio soll ein Ort zum Wohlfühlen sein. Vieles entsteht bei uns durch Gespräche und das Miteinander. Das sieht man, wenn man ins Studio kommt. Alles ist dekoriert und voller Farbe.

frachtwerk: Eure «Glam-Nailz» haben an sich keine unmittelbare praktische Funktion. Warum macht ihr das trotzdem?

Annie: Es geht um die «Slay-Attitude». Die Menschen fühlen sich einfach anders, ich sage es dir! Sie haben ein anderes Bewusstsein, wenn sie das Studio verlassen. Die Kund:innen haben etwas Gutes für sich getan und können das in ihren Alltag tragen. Das ist toll zu sehen.

Joséphine: Es muss nicht immer alles einen praktischen Nutzen haben. Wenn es Freude macht und schön ist, dann ist das schon etwas Wertvolles.

«Schau dich nur um. Ich finde, wir leben in einer Welt voller Beige, Anthrazit und einer riesigen Palette an Weiss.»

frachtwerk: Findet ihr, dass die Welt zu wenig Farbe hat?

Annie: Definitiv. Schau dich nur um. Ich finde, wir leben in einer Welt voller Beige, Anthrazit und einer riesigen Palette an Weiss. Das ist einfach verdammt langweilig. Es ist, als würde man nur Salz ins Essen geben. Es ist okay, aber die Würze fehlt halt trotzdem.

frachtwerk: Habt ihr einen Fünf-Jahres-Plan?

Annie: Eine mobile Glamnailz-Version, das Glammobil! Ein Nagelstudio auf Rädern, speziell für Menschen, die nicht zu uns kommen können: Altersheime, Krankenhäuser, Asylzentren, was auch immer. Self Care zu den Leuten bringen.

Joséphine: Feel the glam on your nailz, no one else can feel it for you.

 

Fotos: Mea Cilurzo

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