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Roma – Ein Denkmal in Schwarz-Weiss2 min read

8. Januar 2019 2 min read

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Roma – Ein Denkmal in Schwarz-Weiss2 min read

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„Cleo, Cleo!“ – Diese Worte hallen im Film Roma fast schon als Echo wieder. Cleo ist Haushälterin und Kindermädchen und gleichzeitig Protagonistin des Films. Sie kümmert sich um die vier Kinder der Familie, wenn sie traurig sind, Hilfe oder Aufmerksamkeit brauchen. Der Film Roma erzählt auf eine berührende Weise die Geschichte einer Person, die normalerweise immer im Schatten steht.

Roma spielt in den 70er Jahren in Mexiko-City. Für die Kinder der Familie ist Gewalt und Willkür auf den Strassen so alltäglich, wie ständig selbstverständlich von ihrem Kindermädchen Cleo bedient zu werden. Die gesellschaftlichen Gräben sind schon in den ersten Minuten des Filmes spürbar. Cleo ist im Gegensatz zur Familie Mitztekin, also eine Nachkommin der mexikanischen Ureinwohner, wie alle anderen Bediensteten auch. Sie gehört einerseits zur Familie, muss ihnen aber auch ständig zur Verfügung stehen und ist den familiären Spannungen ausgesetzt.

Sie verliebt sich in Fermin, der aus den Slums kommt und begeistert von Kampfkunst ist. Doch während die persönlichen Beziehungen der Charaktere sich verkomplizieren, werden diese von der politischen Situation überrollt.

Der Regisseur Cuarón verarbeitet in seinem Film seine Kindheit. Als einschneidendes Erlebnis wird das Fronleichnam-Massaker von 1971 dargestellt. Damals war Cuarón neun Jahre alt.  Grosse Studentenproteste wurden von der paramilitärischen Gruppe „Los Halcones“ brutal niedergeschlagen. Der damalige Präsident Luis Echeverría Álvarez wurde dafür nie belangt. Das Massaker war Höhepunkt des sogenannten Schmutzigen Krieges („Guerra Sucia“) in Mexiko, bei dem in Mexiko tausende militante Linke verschwanden, gefoltert und getötet wurden.Dieses Ereignis steht aber nicht im Mittelpunkt, sondern wird aus Cleos Sicht erzählt. Und es bleibt nicht die einzige Szene, bei der man als Zuschauer leer schlucken muss.

Mit seinem Film Roma hat der mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón seinem Kindermädchen ein berührendes Denkmal gesetzt.  Roma ist ein grosser Film, er braucht Raum, um zu wirken. Nicht nur auf der Kinoleinwand oder mit seiner Laufzeit von insgesamt über zwei Stunden – An die anfängliche Langsamkeit muss man sich erst gewöhnen. Es wirkt fast so, als habe sich Cuarón auf ältere Stilmittel zurückbesonnen – Die Entschleunigung und die Darstellung in Schwarz-Weiss verleihen dem Film Dramatik.

Roma wird nicht zu unrecht als bester Film 2018 gehandelt. Er erzählt liebevoll die Geschichte einer aussergewöhnlichen Frau, die aussergewöhnliche Zeiten durchlebt – Und die die Kinder trotzdem nie im Stich lässt, wenn diese ihren Namen rufen.

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