Jugendparlament Stadt Luzern: Jugendliche Freundschaften und Politische Leidenschaften4 min read
Reading Time: 3 minutesZu einer demokratischen Gesellschaft gehört der gemeinsame Ideenaustausch, offene Diskussionen und die Partizipation verschiedenster Persönlichkeiten. Viele Jugendliche, scheinen jedoch keinen Zugang zur Politik zu finden, Hemmungen oder ein falsches Bild von der Politik zu haben. Das Jugendparlament der Stadt Luzern will dies ändern – und noch einiges mehr.
Um herauszufinden, was das Jugendparlament Luzern ist, treffe ich mich mit Billie-Maude, Amira und Jonathan. Die drei sind sehr unterschiedlich: Billie-Maude, 20, absolvierte eine Lehre als Fachkraft Betreuung, Jonathan ist 16 und im zweiten Jahr an der Kantonsschule Musegg und die zwanzigjährige Amira studiert Betriebswirtschaftslehre in Bern. Was die drei vereint, ist die Leidenschaft für gesellschaftliche Themen und Politik sowie ihr Engagement im Jugendparlament der Stadt Luzern, auch JUPA genannt.
Dass die drei für das JUPA brennen, merke ich schnell. Amira ist seit vier Jahren Mitglied im Jugendparlament und seit zwei Jahren als Co-Präsidentin aktiv. Billie-Maude und Jonathan sind beide seit etwas mehr als zwei Jahren dabei. Während Billie-Maude noch bei den Jungen Grünen mitmischt, ist Jonathan durch seine frühere Mitgliedschaft im Kinderparlament in das Jugendparlament „hineingerutscht“. Durch ihr Engagement konnten die drei in den letzten Jahren nicht nur erste Einblicke in die Organisation von verschiedensten Anlässen gewinnen, auf Einladung der Stadt Luzern hin an Mitwirkungsprozessen zum Durchgangsbahnhof, dem Carregime oder der Tourismusstrategie teilnehmen, sondern auch viele Kontakte zum (Gross-)Stadtrat und vor allem zu Gleichaltrigen knüpfen.
Mehr als nur ein Parlament
Das Jugendparlament ist eben mehr als „nur“ ein Parlament: Wer dabei ist, nimmt nicht nur eine repräsentative, sondern auch eine aktive und gestalterische Rolle ein. So hat das JUPA in der Vergangenheit auch schon einiges bewirkt, wie beispielsweise den Anstoss zur Einführung des Nachtsterns oder die Einführung des EasyVote-Angebotes für junge Erwachsene der Stadt Luzern. Momentan setzt das JUPA einen Fokus auf das Thema psychische Gesundheit. Bereits vor der COVID-Pandemie kämpften viele Jugendliche mit Stress, Ängsten, Depressionen. Fehlende soziale Kontakte, Unsicherheiten oder der generelle Verzicht auf viel Liebgewonnenes haben vorhandene Schwierigkeiten verstärkt und teilweise auch neue Probleme geschaffen.
Mithilfe anderer Jugendorganisationen und Jungparteien macht das Jugendparlament die Stimmen der jüngeren Generation jedoch hörbar. In der Arbeitsgruppe „Jugendliche, junge Erwachsene und Corona“ der Stadt Luzern vertritt das JUPA die Bedürfnisse, Ängste und Sorgen der Jugendlichen gegenüber der Verwaltung und der professionellen Politik. In Zukunft möchte das Jugendparlament jedoch noch mehr auf der offiziellen Ebene mitmischen. So ist zurzeit ein Vorstoss im Stadtrat hängig, der das Jugendparlament zum Einreichen eigener Vorstösse befähigen soll.
Offene Türen beim JUPA
Vom Nachtstern, über psychische Gesundheit bis hin zu Speed Debatings und Podien zu aktuellen Initiativen mit namhaften Persönlichkeiten: Das Jugendparlament ist unglaublich wandelbar. „Das JUPA ist das, was das JUPA sein will“, meint Amira dazu. Und genau das wird von den dreien geschätzt. So ist nicht nur die Offenheit in der Themen- und Zielsetzung gross, sondern auch bezüglich der Mitgliedschaft. Wer mitmachen will, muss kein Politik-Nerd sein. Das Jugendparlament öffnet seine Türen nämlich auch für Unerfahrene, Unentschlossene und Neugierige. So dürfen alle in der Stadt Luzern wohnenden Jugendlichen zwischen 14 und 23 Jahren Mitglied des Jugendparlamentes werden. Weder politische Vorkenntnisse noch eine Mitgliedschaft in einer (Jung-)Partei oder gar der Schweizer Pass sind notwendig.
„Auswärtige“ dürfen zwar kein Mitglied werden, können jedoch immer noch mithelfen, bei den Veranstaltungen mitanpacken oder die monatlichen Plenumssitzungen besuchen. Und diejenigen, die nicht in der Stadt wohnen, dürfen sich immer noch im kantonalen Jugendparlament engagieren.
Das JUPA – Ein Sprungbrett und sozialer Treff
Durch diese Offenheit stellt das Jugendparlament eine wichtige Ergänzung zum marginal ausfallenden Angebot an politischer Bildung in den Schulen dar. Praxisnah und im Austausch mit Gleichaltrigen können erste Schritte auf dem politischen Parkett gewagt, viele Erfahrungen gesammelt und Freundschaften geknüpft werden. Deswegen blicken Billie, Amira und Jonathan bereits jetzt auf eine grossartige und lehrreiche Zeit zurück. Und das, obwohl die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, das Verfassen von Stellungnahmen und das politische Tagesgeschäft oft anstrengend ist und nicht jede Idee verwirklicht werden kann.
Trotzdem merke ich den dreien noch keine Spur von Müdigkeit an. Im Gegenteil. Amira, Jonathan und Billie hoffen nämlich, dass das Jugendparlament auch weiterhin ein Ort bleibt, in welchem die verschiedensten Meinungen einen Platz haben und wo junge Menschen Leidenschaften entdecken und sich weiterentwickeln können. Die Freude an der Sache, neugewonnene Freundschaften und das Wissen, dass das JUPA viele verschiedene Jugendliche repräsentiert und ihnen eine Stimme gibt, treibt die drei weiter an. Das ist nicht nur für die Mitglieder des Jugendparlamentes, sondern auch für unsere ganze Gesellschaft sehr wertvoll. Und das hat definitiv mehr Beachtung verdient.
Hinweis: Das JUPA besitzt einen Förderfonds, mit welchen sie jugendnahe Projekte fördern. (So durfte unter anderem bereits Frachtwerk von einer ersten finanziellen Unterstützung profitieren.) Falls auch du ein unterstützenswertes Projekt oder ein jugendpolitisches Anliegen hast, kannst du dich unter jupalu.ch melden