Randale in Chur: Kraftklub am Big Air Festival3 min read
Reading Time: 3 minutesSamstagabend, die Sonne geht langsam hinter der grossen Bühne unter. Rechts davon die massive Schanze, auf welcher Snowboarder:innen noch ein letztes Mal fürs grosse Finale trainieren. Nachdem 01099 und Steff la Cheffe am Nachmittag bereits gut eingeheizt haben, erwartet das Publikum nun einen richtigen Knaller: Die Band mit dem K.
Wir befinden uns auf der Oberen Au am «Big Air Chur». Die zweite Ausgabe des Freestyle-Sport-Event lockte 15’ooo Leute ins Bündnerland. Darunter nicht nur Sportbegeisterte – denn auch das musikalische Line-Up hat was zu bieten. Darunter: Die Chemnitzer Band Krafklub. Nach wildem Festivalsommer und Release ihrer neuen Platte «KARGO» spielen sie nun als Saison-Abschluss in Chur, bevor sie im November auf Tour gehen. Die Show in Zürich ist bereits seit Monaten ausverkauft.
Pulli statt Polo
Anders als gewohnt tragen die fünf Mitglieder der Band unter ihrem Parka keine Polos und Hosenträger, sondern fesche Rollkragenpullover. Nach Eröffnung mit den alten Hits «Unsere Fans» und «Ich will nicht nach Berlin» erklärt Frontmann Felix Brummer, dass sie ein verschneites Skigebiet erwartet haben. Sogar die Thermounterwäsche hätte er eingepackt gehabt. Leider wurden die selbsternannten Skihasen enttäuscht. Nur die Schanze des FIS Freeski und Snowboard World Cups strahlt in Weiss, doch auch die wurde künstlich beschneit.
Neben Klassikern, wie «Schüsse in die Luft» und «Chemie Chemie Ya», gibt die Band auch einige Songs von ihrem neuen Album zum Besten, die textsicher mitgesungen werden. Laut Felix hat ihnen das durchmischte Publikum und der eigentliche Fokus auf einen Sportevent schon etwas Sorgen gemacht. Umso schöner, wenn die Menge dann doch ein einziger, überraschend friedlicher, Moshpit ist.
Songauswahl leicht gemacht
Gerade bei einem kurzen Set, wie das Einstündige am Big Air, verlieren sich die Jungs anscheinend öfter in Diskussionen über was gespielt und was ausgelassen wird. Die Lösung: Ein Glücksrad. Jemand aus dem Publikum darf drehen und entscheidet somit über den weiteren Verlauf der Show. Dummerweise fällt es bei Amelie, die aus der ersten Reihe auf die Bühne geholt wurde, auf die fünfminütige Zigaretten-Pause. Grosszügig wie er aber ist, gewährt Nichtraucher Felix Amelie aber noch einen zweiten Versuch und hüpft schlussendlich zusammen mit Bruder Till zu «500K» über die Bühne.
Die Band hat schon öfters in Interviews erwähnt, dass sie sich in erster Linie als Live-Band sehen – und das merkt man. Ihre Musik ist dafür gemacht, live performt zu werden und reisst die Menge dementsprechend mit. Sie sind authentisch und scheuen den Kontakt zum Publikum nicht. Durch Ansagen und Aufrufen von Felix Brummer wirkt die Show interaktiv.
Randale auf der Oberen Au
Das beste Testimonial dafür: «Randale». Eine Studioversion des Songs wurde nie veröffentlicht und doch können alle mitsingen. Die Menge geht, auch wenn etwas verzögert, zum richtigen Zeitpunkt in die Knie. Einige schwingen beim Drop zusätzlich zur riesigen Regenbogenfahne auf der Bühne auch ihre eigenen Flaggen. Die kleinen Schweizer-Fähnli der Freestyle-Fans bringen jedoch einen etwas komisch-patriotischen Vibe rein. Sie erinnert uns ein wenig an die Line aus «Schüsse in die Luft»: «Und selbst wenn alles scheisse ist, du pleite bist und sonst nix kannst: dann sei doch einfach Stolz auf dein Land.»
Fazit: Selbst wenn sie nicht als Headliner oder Main-Happening auftreten, entsteht bei Kraftklub eine unglaubliche Energie. Die Moshpits können etwas wild werden, doch Felix Brummer scheint es zu gefallen.
Der rechtzeitige Absprung
Laut Instagram Stories hat die Band, anschliessend an ihre Show, das Snowboard Freestyle Finale mitverfolgt und sich dann in die tanzende Mengen der Partyzelte begeben. Ob Gitarrist Steffen Israel den Absprung geschafft hat und rechtzeitig zur Abfahrt im Tourbus war, steht noch aus. Das Gurten Openair diesen Sommer hatte ihm nämlich so gut gefallen, dass er schlussendlich auf einem fremden Dachboden übernachten und mühsam mit dem Zug nach Hause reisen musste. Wir hoffen, das wurde ihm dieses Mal erspart.
Bilder: Linda Lustenberger